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der Klosterplah mit der Stadtfrohnfeste und dem Armenhause, so wie ein großer
Theil der die neue Bürgerschule umgebenden Häuser, so daß auch diese Zierde
Plauens zum Theil ergriffen und wesentlich beschädigt wurde. Es wurden 106
Hauser und mehrere 'Hinter - und Nebengebäude in Asche gelegt, und 1667
Menschen wurden obdachlos.
Wir verlassen nun Plauen, um nach Elsterberg zu wan¬
dern, und gerade auf diesem Wege durchschreiten wir die schönsten
Gegenden des Voigtlandes. Einzelne Punkte dieser Gegend erin¬
nern sehr lebhaft an reizende Partieen unsers vaterländischen Elb-
und Muldenthals. Da es uns nicht sowol darum zu thun ist,
recht bald in Elsterberg anzukommen, so ziehen wir der Fahrstraße
einen Fußsteig über Chrieschwitz, Möschwitz, Böhlen und
Lieb au vor. Die Höhen unterhalb Chrieschwitz schon verdienen
es, daß wir sie ersteigen und hier einige Zeit verweilen, um beim
Rückblick auf Plauen der reizendsten Landschaft uns zu freuen. Auch
Liebau, wo dem jetzigen Schlosse gegenüber die sehenswerthe
Ruine eines alten Schlosses steht, bietet eine vortreffliche Aussicht
in das Elsterthal und die gegenüberliegenden bewaldeten Höhen.
Oberhalb Liebau liegt I o ck e t a, in dessen Nähe eine merkwürdige Et-
senbahnbrücke über die Elster führt. Der Grundstein zu derselben wurde
am 7. November 1846 gelegt. Diese Brücke ist 480 Ellen lang; ihre größte
Höhe beträgt 120'/« Ellen, die Breite der Fahrbahn 14 Ellen. — Die erste Etage
besteht aus 3 Pfeilern. Die Etagenhöhe über dem Elsterbette hält 61 Ellen.
Die Pfeilerbreite beträgt 20 Ellen, über dem Sockel 37 Ellen, die Spannung
des großen Bogens 50 Ellen. — Die zweite Etage besteht aus 9 Pfeilern und
die Etageuhöhe ist 59'/« Ellen. Die Pfeilerstärke ist verschieden. — Macht
auch die Göltzschbrücke durch ihre größere Länge einen gewaltigen Eindruck auf
den Beschauer, so ist dieser Eindruck kaum geringer bei der Elsterbrücke, obwol
diese letztere noch nicht halb so lang und 18 Ellen niedriger ist. Allein der
Höhenunterschied geht dem Auge fast ganz verloren; im Gegentheil erscheint
in dem engen, steilen Elsterthale die Elsterbrücke fast höher, mindestens eben
so hoch, als in dem schief abgeböschten Göltzschthale ihre gewaltigere Schwester.
Hierzu kommt noch die wirklich- reizende, wildromantische Umgebung der Elster¬
brücke.
Die eigentliche „Voigtländische Schweiz" beginnt unterhalb
Liebau von der sogenannten Lochschenke an, welche jedoch schon
auf Reußischem Boden liegt. Hier tritt das Thal enger zusam¬
men, und dicht bewaldete Höhen blicken auf dasselbe nieder, und
die Elster rauscht mit lautem Getöse durch das stille, ernste Thal;
denn mächtige, zerstreute Felsstücke liegen in dem Flusse, als wären
sie in denselben gesäet, und an ihnen brechen sich die Fluthen des
vaterländischen Flusses. So wandern wir ohngefähr eine Stunde
lang in einer Gegend fort, welche zu den ernstesten Betrachtungen
Veranlassung giebt. Nur kurz vor Elsterberg erweitert sich das
Thal; wir bemerken aber nicht eher, daß wir einer Stadt uns
nähern, als bis wir die ersten Häuser derselben erreicht haben.
Aber gerade diese Stadt ist es, welche unter den voigtländischen
Städten die schönste Lage hat Die Hauptgewerbe der Stadt sind
Weberei und Gerberei und etwas Feldbau. Im I. 1840 brannte
auch Elsterberg nieder, und es gehörten mehrere Jahre dazu, ehe