Karl Gerok. 212
4. Doch sieh, auf halbem Pfade Die hinterm Palmenstamme
Was hält die Frau'n zurück? Hervortritt frohbewegt
Was fesselt am Gestade Und ihren Sohn als Amme
Den überraschten Blick? Zum Königsschlosse trägt.
Im hohen Uferschilfe,
Im dicht verwach nen Rohr, 8. Und kennst du deine Beute,
Da wimmert's wie um Hilfe O Tochter Pharaos?
Aus tiefer Flut empor. Den Löwen, den du heute
Heimbringst ins Königsschloß?
5. Girrt in so niedrem Nestchen Zu seines Volkes Retter
Verlass'ne Vogelbrut? Beruft ihn einst sein Gott
Nein, schau! ein bast'nes Kästchen Und macht Ägyptens Götter
Wiegt leis die dunkle Flut. Durch seinen Stab zum Spott.
„Ihr Mägde bringet's näher
Und löst des Deckels Dach!“ 9. Ja, das sind deine Pfade,
„Ein Knäblein der Hebräer!“ O Vater alles Lichts,
So tönt ihr zärtlich Ach! Die Wunder deiner Gnade,
Die alles macht aus nichts:
6. Ein Knäblein, und ein feines, Die aus des Niles Schlamme
Drei Monden kaum ist's alt; Den armen Findling hebt,
Die Sonne sah noch keines Der einst als Gottesflamme
Gleich herrlich an Gestalt. Vor seinem Volke schwebt;
Wie königlich die Stirne,
Wie groß das Auge blickt! 10. Die von der Schäferhürde
Verliebt ist jede Dirne; Jsais zarten Sohn
Die Fürstin steht entzückt. Zur königlichen Würde
Beruft auf Jakobs Thron;
7. Sie hält das Kind umschlungen, Die uns in Stall und Krippe
Das nun ihr eignes ist, Das Kind des Himmels legt,
Und herrlich ist gelungen Das auf der süßen Lippe
Der Mutter kühne List, Das Heil der Menschheit trägt.
796. Nebo.
ß Mos. 81. 151)
1. Auf des Nebo Felsenrücken
Steht ein Greis, gestützt am Stab,
Schaut mit tiefen Feuerblicken
Auf das weite Land hinab.
Rückwärts im Schatten, von Wolken bedecket,
Sieht er die steinige Wüste gestrecket;
Vorwärts im abendlich sonnigen Brand
Strahlt das gelobte, das heilige Land.
2. Moses ist's, der alte Streiter,
Gottes vielgeprüfter Knecht.
Seine Wange glüht noch heiter;
Seine Kraft grünt ungeschwächt.
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