Full text: Deutsche Poesie von den Romantikern bis auf die Gegenwart

Ferdinande Freiin von Brackel. 
5. Der Bau ist's nicht; den hat ja auch 6. Der Mutter Lieb, des Vaters Aug 
Das Vöglein treu gehegt; Die haben es verklärt; 
Der Ort ist's nicht, wenn er uns auch Ihr Sorgen und ihr Lieben hat 
Manch lieb Erinnern trägt. Sein heilig Recht bewährt. 
Es ist der Elternliebe Hauch, Und tiefer fühlt sich dieses Glück, 
Der ihm den Zauber läßt, Als es sich sagen läßt, 
Der stets von neuem euch erwärmt Daß Gottes bester Segen ruht 
Das heimatliche Nest. Im heimatlichen Nest. 
876. Es zieht wohlmal ein Rauch durchs Haus. 
1. Es zieht wohlmal ein Rauch durchs Haus, 
Der scharf ins Aug' die Laug' dir treibt; 
Laß ihn zur frischen Luft hinaus, 
Daß er nicht lang darinnen bleibt! 
Doch grüble nicht: „Warum? Woher?“ 
Es nützt dir nichts — allüberall, 
Wo je ein heimischer Herd gebaut, 
War solche schwarze Stund' der Fall. 
2. Vielleicht, daß grade allzu grell 
Die Sonne im Zenite stand, 
Wenn draußen alles licht und hell 
Erscheint, was trüb hineingebannt. 
Vielleicht auch, daß ein böser Sturm 
Wild brausend um dein Haus dir streicht, 
Vielleicht die dunsl'ge Nebelschicht, 
Die hindert, was sonst auswärts steigt. 
3. Vielleicht, vielleicht — und dächtest du 
Auch jahrelang darüber nach, 
Und hätt'st im Bessern nimmer Ruh', 
Es käme dennoch solch ein Tag; 
Und suchtest du von Ost nach West, 
Von Nord nach Süd es anders aus; 
Es hilft dir nichts, wo du auch bist: 
Es zieht wohlmal ein Rauch durchs Haus. 
4. Doch was ist Rauch? Ein Wesen leicht, 
Es streift dich nur, es zieht vorbei; 
Was murrest du, daß nie erreicht 
Das Heim, wo's nicht zu finden sei? 
O, denke an die Wärme all, 
Die dir schon ward an deinem Herd; 
O, denke an den lichten Schein, 
Der dir durch ihn schon oft beschert! 
5. Und mit dem Segen nimm auch hin 
Das kleine Übel, dort entstammt! 
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