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Das Schwert! Wer nahm's von meinen Sarkophagen?
Wes sind die Hände, die so keck sich machten,
daß sie von dort zu seiner Schmach es brachten
dahin, wo niemand ist, der es kann tragen?
Ihr Söhne Preußens aus dem West und Oste!
Wieviel der Schwerter könnt ihr aus dem Frieden
noch ziehn, die nicht gefressen sind vom Roste?
Und könnt ihr Schwerter eilig g'nug nicht schmieden,
so nehmt nur Hack' und Sens', und, was es koste,
holt mir mein Schwert her von den Invaliden!
Fr. Rückert.
Der Rönig von Graudenz.
(1806.)
Bei Jena auf dem Leichenfeld Den Städtern wird am Ende schwül
war Preußens Kraft im Sturm zer- im grimmigen Kartaunenspiel,
und alle deutschen Gauen sschellt, als traurige Boten kamen,
nun offen den franschen Klauen. und sie das Argst vernahmen.
Wo irgend noch 'ne feste Schanz
aufhielt des Feindes Siegestanz,
da waren Verräter dorten
ihm aufzuschließen die Pforten.
Schon Magdeburg in des Feind's
Gewalt,
in Spandau, in Berlin kein Halt,
hinauf zu den Preußenlanden
schon streifen Franzosenbanden.
Graudenz liegt da, 'ne feste Burg,
ihr Tor läßt keinen Franzosen durch,
Kurbierer liegt darinnen,
mit Geld nicht zu gewinnen.
Franzosen, ihr verliert den Witz,
hier steht ein Schüler des alten Fritz!
läßt nicht ins Bockshorn sich jagen,
läuft nicht. ihr müßt ihn denn schlagen.
Da knallt's vom Feld, knallt's
rück vom Turm,
man läuft gen Wall und Mauern
Sturm,
rennt mit dem Kopf gen Pfosten,
manch Leben mag das khosten.
„Nehmts Euch zu Herzen, Stadt—
obrist,
daß doch nicht mehr zu halten ist,
wollt die Stadt doch übergeben,
und retten das eigene Leben!
Der König verlor bei Friedeland
in diesen Tagen den letzten Stand,
grenzüber ist er geflüchtet,
wie man uns heute berichtet.“
DerObrist stand auf dem hohenWall,
schaut nieder auf der Feinde Schwall,
dann auf die Seinen herunter,
es war kein Verräter darunter.
„Und wenn der Franzmann noch
eins gesiegt,
die ganze Welt zum Kreuze kriecht,
sie sollen's dennoch bekunden,
daß sie Männer hier gefunden.
Ging selbst der König aus seinem
Reich,
so bin ich König in Graudenz gleich;
drum nichts von Übergabe,
bis wir alle gelegt zu Grabe!“
Histor. Volkslied.