Full text: Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte

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und bei der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin arbeiten. 
„Wenn er aber wieder umschlagen und auf die alten Sprünge kom¬ 
men würde, sollte er die Krone und nach Umständen wohl auch das 
Leben verlieren." 
Friedrichs Beschäftigung in Küstrin und Versöhnung 
mit dem Vater. Des Königs Absicht war es schon immer gewesen, 
seinen Sohn in der Verwaltung arbeiten zu lassen, weil ein 
Fürst, der nichts von Ökonomie und Finanzen verstehe, in die 
Hände der Günstlinge gerate. Friedrich trat nun als Auskultator 
bei der Kriegs- und Domänenkammer (Regierung) in Küstrin ein, 
wo er täglich sieben Stunden arbeitete; abends erhielt er von dem 
Präsidenten über die Sachen, die er nicht verstand, noch be¬ 
sonderen Unterricht. Im Übrigen wurde er sehr streng gehalten; am 
schwersten war ihm die Entbehrung aller seiner Bücher. Um den 
Aufenthalt in Küstrin abzukürzen, beschloß er alles anzuwenden, 
sich die Zuneigung seines Vaters wieder ganz zu erwerben, und setzte 
sich deshalb mit dem General von Grumbkow, des Königs Ver¬ 
trauten, in Verbindung. Bei einem Besuch in Küstrin fand ihn 
Friedrich Wilhelm so zu seinem Vorteil verändert, daß er ihn vor 
allem Volk herzlich umarmte; doch wurde die Prüfungszeit noch nicht 
für beendigt erklärt. Erst bei Gelegenheit der Vermählung seiner 
Schwester Wilhelmine, die sich ihm zu Liebe bequemt hatte, nach des 
Vaters Willen den Erbprinzen von Baireuth zu heiraten, durste 
Friedrich zum ersten Male wieder nach Berlin kommen; rührend 
war das Wiedersehen mit der Mutter und Schwester. Auf die 
Bitten des ganzen Berliner Offiziercorps wurde der Prinz auch 
wieder in die Armee aufgenommen. Dann arbeitete er noch drei 
Monate in Küstrin; dort erst entwickelte sich Friedrichs Sinn für 
ernste Arbeiten; er widmete sich nach unb nach den staatswirtschaft¬ 
lichen Stubien mit Lust, unb ebenso entstanb jetzt in ihm eine frei¬ 
willige Neigung für bas Solbatenwesen. 
Friedrichs Vermählung. Um Friedrich Wilhelm vollständig 
zu versöhnen, verzichtete der Kronprinz ganz und gar auf die 
englische Heirat und erklärte sich bereit, die ihm vom Vater be¬ 
stimmte Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern zu 
heiraten, wenn dieselbe nur „nicht albern ober gar zu häßlich" sei. 
Zwar würben wieberholt bie schwersten Bebenken in ibm rege, in* 
bem er besorgte, sich für alle Zeit an eine Frau zu binben, bie ihm 
unerträglich werben müßte; aber bie Aussicht auf völlige Befreiung 
G*
	        
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