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Viertes Buch. Episch⸗Lyrisches.
Der Jüngling hüllt die schönen Glieder
In Gold und Purpur wunderbar.
Bis auf die Sohlen wallt hernieder
Ein leichter faltiger Talar;
Die Arme zieren Spangen,
Um Hals und Stirn und Wangen
Fliegt duftend das bekränzte Haar.
Die Cither ruht in seiner Linken,
Die Rechte hält das Elfenbein.
Er scheint erquickt die Luft zu trinken,
Er strahlt im Morgensonnenschein,
Es staunt der Schiffer Bande;
Er schreitet vorn zum Rande,
Und sieht ins blaue Meer hinein.
Er sang: „Gefährtin meiner Stimme,
Komm, folge mir ins Schattenreich!
Ob auch der Höllenhund ergrimme,
Die Macht der Töne zähmt ihn gleich.
Elysiums Heroen,
Dem dunkeln Strom entflohen,
Ihr Friedlichen, schon grüß' ich euch!
Doch könnt ihr mich des Grams entbinden?
Ich lasse meinen Freund zurück.
Du gingst, Eurydicen zu finden;
Der Hades barg dein süßes Glück.
Da wie ein Traum zerronnen,
Was dir dein Lied gewonnen,
Verfluchtest du der Sonne Blick. —
Ich muß hinab, ich will nicht zagen!
Die Götter schauen aus der Höh'.
Die ihr mich wehrlos habt erschlagen,
Erblasset, wenn ich untergeh'!
Den Gast, zu euch gebettet,
Ihr Nereiden, rettet!“
So sprang er in die tiefe See.