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wenigstens am Sonntage ein reines Hemd anzögen.
Von letzterem wußten damals selbst die Bürger der
Städte Nichts, dem leibeignen Bauer aber war ein
schmutziger Schafpelz Alles, womit er seine Blöße
deckte. Dieser Schafpelz war sein Sommer - und Win¬
terkleid, sein Werkeltags- und Feiertagsrock, seine
Decke, wenn er des Abends auf das Lager sich hin¬
warf, welches er von trocknem Laube in einem Win¬
kel seiner Hütte zurecht gemacht hatte. Alles in Allem
war dieser Schafpelz, bis er endlich in Stücken vom
Leibe herunterfiel. Dürft ihr eüch wundern, wenn Un¬
geziefer und ekelhafte Hautausschläge die gewöhnliche
Plage des gemeinen Mannes waren? — Was die
Wohnungen betrifft, so werdet ihr mir wohl glauben,
daß an so stattliche Bauerngüter, wie wir sie jetzt fast
in jedem Dorfe finden, wohl schwerlich zu denken war
in einer Zeit, wo selbst in den Städten noch Gesetze
ergingen gegen muthwillige Gesellen, welche des Nachts
in der Stadt herumschwärmten, um--die Hauser
umzuwerfen. — WaS Sorge für die geistigen Bedürf¬
nisse des Landvolks sei, davon hatte man damals fast
keine Ahnung. Ihr seid keine Gelehrten. Das wäre
auch weder nöthig, noch nützlich. Aber über Gott,
eüern Heiland, eüre Unsterblichkeit, eüre Pflichten und
Rechte seid ihr von Jugend auf unterrichtet; einige
Fertigkeit im Schreiben und Rechnen unterstützt eüch
in Führung eürcs Haushaltes; durch den Leseunter¬
richt, welchen ihr erhalten habt, seid ihr im Stande,
auch außer mündlicher Unterredung von dem, was in
der Welt vorgeht, Etwas zu erfahren. Ach von alle
dem fiel in die Seelen jener Unglücklichen nicht ein
Lichtstrahl! Dorstirchcn waren damals natürlich nicht
so viele, wie jetzt; daher mußte wohl Mancher meilen¬
weit gehen, wenn einmal in seiner niedergedrückten
Seele ein religiöses Bedürfniß erwachte; und selbst
wenn eine Kirche in der Nähe war; konnte er sich
nicht befriedigt fühlen, da er ja die lateinische Spra¬
che nicht verstand, in welcher der Gottesdienst gehal¬
ten wurde. An Dorfschulen war gar nicht zu denken.
Wie konnte eö unter diesen Umständen anders kommen,
als daß zu Plagen, welche die Hartherzigkeit der Her¬
ren über die armen Leibeigenen verhängte, nun noch