Vierles Buch. Didaltisch⸗Lyrisches.
Geistliche Sprüche.
Wer haßt, ist sein selbsteigner Feind,
Wer liebt, in Andern selbst sich freund.
Dies gute Sprüchlein, Herz, erfaß,
Halt's fest im Weltgetriebe:
„So stark, als Gottes Sünden-Haß,
Ist seine Sünder-Liebe.“
„Was suchst du unter dir im Staube
Nach Früchten, o du thbricht Kind,
Die herb, zertreten und zum Raube
Dem kriechenden Gewürme sind?
Blick aufwärts nach dem frischen Laube,
Da glühn sie ja so voll und reif und lind!“ —
Da kann ich nicht hinauf!l — „Du blöder Thor!
Den Vater ruf', so hebt er dich empor!“
Oft heißt's in Lebens Pilgerlauf:
„Schnell! eil' dich! es wird Zeit!“
Weit besser spräch' man freilich: „Auf,
Auf! Es wird Ewigkeit!“
Präg', o Herz, im Weltgedränge
Dir dies goldne Sprüchwort ein:
Wär' dir nie die Welt zu enge,
Würde nie der Himmel dein!
Ein Spruch slürzt Weib und Mann in Fehle,
Der heißt: der Leib erst, dann die Seele.
Ein Spruch macht selig Mann und Weib,
Der heißt: die Seel' er* dann der Leib.
vouauẽ.