472 Viertes Buch. Didattisch-Lyrisches Spruch, Sinngedichl. (Brinckmann.)
Die Weltverbesserer.
Schöner die Welt zu gestalten, den Klüglingen scheint es ein Leichtes;
Aber sie rechnen zur Welt nie wohl ihr eigenes Selbst.
Philosophen und Schwärmer.
Zeigten nicht oft Philosophen der Wahrheit Quelle die Schwärmer
Doch sie stürzten hinein, jene nur schöpften daraus.
Das verlorene Paradies.
Oft noch sehnt sich das Herz nach der Unschuld blühendem Eden;
Aber mit flammendem Schwert scheucht der Verstand es zurück.
Zweierlei Bildung.
Bildung der Welt — weg putzt sie die üppigen Zweige des Geistes;
Bildung der freien Natur schmückt sie mit Blüthen und Frucht.
Traurige Rettung.
Willst du dein Schiff, wann der Sturm aufzürnt, leichtsegelnd erhalten ?
O! dann wirf des Gefühls köstlichen Schatz in die See.
Die Tugendpebanten.
Lehret uns nicht, was ihr eben gelernt, Kunstformen der Tugend;
Statuen hat sie genug, öde nur steht ihr Altar.
Das Seltenste.
Was ich auf Erden begehr'? — Ein liebendes Herz, und genügsam
Gbonn' ich der Habsucht Gold, Ruhm und Triumphe dem Stolz.
„Was du begehrst,“ so redet es leis' im Gewölke des Schicksals,
„Ist, so bescheiden es klingt, seltner, als was du verschmähst.“
Lebensgenuß.
Jahre verschwendet' ich einst sorglos und die Kräfte der Jugend,
Freilich ein Thor! Doch schön glühte das Leben mir hin;
Jetzo die Zeit und den kargen Genuß wohl weise berechnend,
Halt' ich Minuten zu Rath — aber das Leben verraucht.
Brinckmann .