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— und das wollte ihm Blücher wahr machen. In der Nacht vom
20. zum 21. Dec. ging Schwarzenberg bei Basel, in der Neujahrs¬
nacht mit dem Schlage 12 Blücher bei Kaub über den Rhein. Die
Nordarmee aber hatte sieh getheilt, und während Bernadotte mit Schwe¬
den und Russen die falschen Dänen zum Frieden zwang, eroberte Ge¬
neral Bülow die Niederlande, um der schlesischen Armee die Hand zu
reichen. Am 31. Jan. und 1. Febr. schlug Blücher Napoleon bei la
Rothidre unweit Brienne, wo dieser einst auf der Kriegsschule seine
Kriegswissenschaft erlernt hatte, aufs Haupt — die erste Schlacht auf
französischem Boden. Jetzt boten die Verbündeten Napoleon abermals
den Frieden an, indem sie ihm Frankreich mit den Grenzen von 1792
lassen wollten, und er willigte ein, daß ein Friedenscongreß zu Cha-
tillon eröffnet wurde, ohne daß es ihm mit dem Frieden ein Ernst
war; er wollte nur Zeit gewinnen und die Feinde täuschen oder hinhal¬
ten. Indeß nahm der Krieg seinen Fortgang. Aber Blücher, den es ver¬
droß, daß man sich mit den Franzosen abfinden wollte, da man nach noch
einigen Anstrengungen ihnen den Frieden diktiren konnte, stürmte vorwärts
nach Paris, so eilig, daß ihm Schwarzenberg nicht folgen konnte; sein Vor¬
trab war nur noch 15 Stunden von der hochmüthigen „Herrscherin der
Welt". Da läßt Napoleon dem Oesterreicher 20,000 Mann gegenüber; er
selbst wirft sieh der schlesischen Armee in die Flanke, und vom 10.—18.
Febr. mußte diese einen sehr gefahrvolleil Nückzlig machen, wo nur die
größte Besonnenheit lind Tapferkeit der Krieger wie der Feldherrn rettete.
Nun war die österreichische, von England unterstützte Friedenspartei gar
des Krieges müde; ja, als von Süden her ungünstige Nachrichten einliefen,
setzte es Schwarzenberg durch, daß ein allgemeiner Nückzlig beschlossen
und ein Waffenstillstand vorgeschlagen wurde. Den wies Napoleon
trotzig zurück, und forderte die Räumung Frankreichs und die Rhein-
grenze. Dies zaghafte Benehmen im Hauptquartier der Monarchen
empörte den Alten, dessen Losungswort Paris war, der da meinte, nur
mit Napoleons Sturze dürften die Sieger Frieden schließen, und der
habe alle Fürsten in ihren Residenzen besucht, so müßte» sie ihm die
gleiche Ehre erweisen. Er beschloß, dem Befehl zum Rückzüge nicht zu
gehorcheil und auf eigene Verantwortung den Zug nach Paris auszu¬
führen. Zugleich schrieb er die bewegtesten und beweglichsten Briefe
an seinen König und an Alexander, und diese Monarchen erklärteii,
wenn die Oesterreicher weiter auf dem Rückzug beständen, so würden
sie ihre Trlippeil voil Schwarzenberg trennen lind mit Blücher vorlvärts
marschiren. Und als nun alich Schwarzenberg, gedrängt von dem
Könige von Preußen, sich bei Bar an der Aube in eine Schlacht ein¬
ließ und wider Verhoffen den Sieg davon trug (27. Febr.), da fügte
sich Kaiser Franz, und die 4 verbündeten Mächte unterzeichneten am
1. März den Vertrag von Chaumont, wonach jede sich auf 20
Jahre zur Stellung von 150,000 Mann verpflichtete (England durfte
sich mit Geld abfinden) und den anderen Mächten den Beitritt offen
ließ, um Europas Freiheit zu sichern. Nun ging's wieder nach Paris,
und Blücher erhielt den Oberbefehl über die russisch-preußische Haupt-