Full text: Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte

Erstes Buch. 
Um des Sturmes Macht zu hemmen, und zugleich zur Lust der Sinuen, 
Thürmen Berge sich; von ihnen lässest du Gesundheit rinnen. 
Du tränkst mit der Milch des Regens und mit Thau die dürre Flur, 
Kühlst die Luft durch sanfte Winde und erfreuest die Natur. 
Durch dich schmückt die Hand des Frühlings mit Tapeten unsre Gränzen; 
Durch dich muß das Gold der Aehren und der Trauben Purpur glänzen 
Du erfüllst die Welt mit Freude, wann die Kälte sie besiegt, 
Wann sie eingehüllt in Flocken, wie in zarten Windeln, liegt. 
Durch dich kann des Menschen Seele in der Sternen Kreise dringen; 
Durch dich weiß sie das Vergangne, hat Begriffe von den Dingen, 
Scheid't der Sachen Aehnlichkeiten von den Sachen selber ab, 
Urtheilt, schließt, begehrt und scheuet; durch dich flieht sie Tod und Grab. 
O! wer kann die Wunderwerke deiner Liebe gnug erheben! 
Selbst das Unglück ist uns nützlich und beseligt unser Leben. 
Zweifler, rührt euch nicht die Liebe, ol! so fürchtet seine Macht; 
Zittert, wie verscheuchte Sclaven, wenn des Herren Grimm erwacht! 
Schaut! der Mittag wird verfinstert; es erwacht ein Schwarm von Eulen. 
Schrecken überfüllt die Lüfte; hört ihr ängstlich hohles Heulen! 
Schaut, wie dort der Sturm die Klippen, als zerbrechlich Glas, zerschmeißt, 
Ganze Wälder wirbelnd drehet und wie Faden sie zerreißt. 
Finstre Wolken, Bergen ähnlich, stoßen ungestüm zusammen; 
Schaut! aus ihren schwarzen Klüften brechen Meere wilder Flammen; 
Wald und Fluren stehn in Feuer, Ströme scheu'n und fliehn das Land, 
Krokodill und Löw' und Tiger bebt, und eilt aus Dampf und Brand. 
Wälder starker Masten stürzen vor der Wuth der Wasserwogen; 
Auf zerstückten Brettern kommen Kriegesheere angeflogen 
Die der Sturm, nebst Steu'r und Segeln, zu der Wolken Höhe schwingt 
Bis sie schnell der schwarze Rachen des ergrimmten Meers verschlingt. 
Sagt, wer donnert in den Wolken? sagt, wer brauset in den Stürmen? 
Zweifler, sprich! wer wälzt die Fluthen, die sich wie Gebirge thürmen? 
Donner, Meer und Stürme rufen dir mit hohlem Brüllen zu. 
O verwegenes Geschöpfe! dies ist Gott! was zweifelst du? 
E
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.