Full text: Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte

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Erstes Buch. Didaktisch⸗Lyrisches. 
Er stellt den Regungen Gebot. 
Ich hör', ich höre Davids Lieder. 
Der Himmel steigt zu uns hernieder, 
Und unser Geist hinauf zu Gott. 
Wer zählt das Heer der lichten Sterne? 
Wer mißt der Sonne schnellen Lauf? 
Wer dringt in ungemess'ne Ferne 
Und deckt des Himmels Ordnung auf? 
Ist's nicht des Geistes Wunderstärke? 
Hier setzt er schrecknißvolle Werke, 
Gebäude, die den Wolken drohn. 
Bald stürzt er wieder Thürm' und Mauern; 
Die Last, die ewig schien zu dauern, 
Sein donnernd Erz zermalmt sie schon. 
Doch hör' ich nicht ein Lied erklingen, 
Das unsern Geist zu prächtig schmuckt, 
Und eines Wesens Kraft besingen, 
Aus dem so mancher Mangel blickt? 
Wo bleiben seiner Stärke Proben, 
Wenn der Begierden wildes Toben 
Dem schwachen Herrscher selbst gebeut? 
Ist dieses der gepries'ne Schimmer, 
Den Wahn und Zweifel je und immer 
Mit dickem Nebel überstreut? 
Wohlan! es mengt in unsre Schätze 
Sich auch der Schwachheit Zusatz ein. 
Doch dies bestärket selbst die Sätze 
Von unsrer Seelen stetem Sein. 
Wo bliebe sonst des Schöpfers Liebe, 
Die, daß sie unsern Geist nur übe, 
Ihn so zu stetem Forschen treibt, 
Wofern wir, ehe wir erbleichen, 
Den Zweck aus Schwachheit nicht erreichen, 
Und nach dem Tode nichts mehr bleibt? 
Es bringt doch unsrer Gaben Menge 
Uns oft im Leben nur Verdruß
	        
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