Full text: Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte

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Funftes Buch. Didaltisch⸗Lyrisches 
Der Künstler und sein Publikum. 
Der Stumme sprach zum Blinden; 
„Mir würd' ein Gefallen geschehn, 
Könnt' ich den Harfner finden; 
Hast du ihn nicht gesehn? 
Ich selber mach' so vieles 
Mir nicht aus Harfenton, 
Doch wünscht' ich sehr, er spiel' es 
Fuür meinen tauben Sohn.“ 
Der Blinde sprach: „So eben 
Hab' ich den Mann gesehn; 
Mein lahmer Lufer daneben 
Soll ihn zu holen gehn.“ 
Da lief der lahme Läufer, 
Wie man Befehl ihm gab, 
Schnell lief er nach dem Harfner 
Dir Straßen auf und ab. 
Der Harfner kam gegangen, 
Und machte seinen Gruß; 
Er hatte keine Arme, 
Und spielte mit dem Fuß. 
Er spielte, daß vor Entzüclen 
Der Taube war ganz Ohr, 
Der Blind' ihn maß mit Blicken, 
Der Stumme jauchzt' empor. 
Der Lahme ließ zum Tanze 
Sich an und spraug mit Macht; 
Beisammen blieb die ganze 
Gesellschaft bis in die Nacht. 
Und als sie nun sich schieden, 
War mit des Harfners Kunst 
Das Vublikum zufrieden. 
Und er mit dessen Gum 
Rückert ·
	        
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