Full text: Auslese deutscher Dichtungen

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Wer wölbte dich oben, du goldenes Haus, 
Und legte den Boden mit Demant uns aus? 
Und gab uns den flüchtigen Funken im Stahl, 
Zu tanzen, zu schweben im himmlischen Saal? 
So schweben wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn 
Im himmlischen Saale das Leben dahin. 
Da stand sie, die Sonne, in Düsfte gehüllt, 
Da rauchen die Berge, da schwebet ihr Bild, 
Da ging sie danieder, und siehe, der Mond, 
Wie silbern er über und unter uns wohnt! 
So wallen wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn 
Durch Mond und durch Sonne das Leben dahin. 
Seht auf nun, da brennen im himmlischen Meer 
Die Funken und brennen im Frost um uns her. 
Der oben den Himmel mit Sonnen besteckt, 
Hat's unten mit Blumen des Frostes gedeckt. 
Wir gleiten, o Brüder, mit fröhlichem Sinn 
Auf Sternengefilden das Leben dahin. 
Er macht' uns geräumig den luftigen Saal 
Und gab uns in Nöten die Füße von Stahl, 
Und gab uns im Froste das wärmende Herz, 
Zu slehn auf den Fluten, zu schweben im Scherz 
Wir streben, o Brüder, mit ehernem Sinn 
Auf Fluten und Abgrund das Leben dahin. 
20. Friedrich Leon. Graf zu Stolberg. 
Gedichte der Brüder Stolberg. Wien. 
1. Lied eines deutschen Knaben. 
Mein Arm wird stark und groß Schon früh in meiner Kindheit war 
mein Mut, Mein täglich Spiel der Krieg! 
Gieb, Vater, mir ein Schwert! Im Bette träumt' ich nur Gefahr 
Verachte nicht mein junges Blut; UÜnd Wunden nur und Sieg. 
Ich bin der Väter wert! 
Mein Feldgeschrei erweckte mich 
Ich finde fürder keine Ruh' Aus mancher Türkenschlacht; 
Im weichen Knabenstand! Noch jüngst ein Faustschlag, welchen ich 
Ich stürb', o Vater, stolz, wie du, Dem Bassa zugedacht! 
Den Tod fürs Vaterland!
	        
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