Erster Teil. In haus und hof.
2. Wie der kleine Maxel zu ein'm haus kommen ist.
1. Ich erinnere mich noch gar gut an jene Nacht. Ein dumpfer
Knall, als wenn die Tür des Schüttbodens zugeworfen worden wäre,
weckte mich auf. Und dann klopfte jemand am Fenster und rief in
die Stube herein: wer des Klein-Maͤrel haus brennen sehen wolle,
der möge aufstehen und schauen gehn. Mein Vvater sprang aus dem
Bette, ich erhob ein Jammergeschrei und gedachte fürs nächste daran,
meine Kaninchen zu retten. Wenn bei besonderen Ereignissen wir
anderen über und über aus Rand und Band gerieten, so war es
allemal die blinde Jula, eine alte Magd, die uns beruhigte. So
sagte sie auch jetzt, daß ja nicht unser haus im Feuer stehe, daß das
Klein-Maxel-Haus eine halbe Stunde weit von uns weg wäre; daß
es auch nicht sicher sei, ob das Klein-Marxel-Haus brenne, daß ein
Spaßvogel vorbeigegangen sein könne, der uns die Lug zum Fenster
hereingeworfen, und daß es möglich sei, daß gar niemand herein⸗
geschrien hätte, sondern uns das nur im Traume vorgekommen wäre.
Dabei streifte sie mir das höselein und die Schuhe an, und wir eilten
vor das haus, um zu sehen. „Auweh!“ rief mein Vater, „'s ist schon
alles hin.“ über den Waldrücken herüber, der sich in einem weit—
gebogenen Sattel durch die Gegend legt und das Ober- und Unterland
voneinander scheidet, strebte still und hell die Flamme auf. Man
hörte kein Knistern und Knattern; das schöne, neue Hhaus, welches
erst vor einigen Wochen fertig geworden war, brannte wie Ol. Die
Luft war feucht, die Sterne des himmels waren verdeckt; es murrte
zuweilen ein Donner, aber das Gewitter zog sich sachte hinaus in
die Gegend von Birkfeld und Weitz. Ein Plitz — so erzählte nun
der Mann, der uns geweckt hatte, der Schaf-öistel war' — wäre
etlichemal hin und her gezuckt, hätte ein Trudenkreuz auf den himmel
geschrieben und wäre dann niederwärts gefahren. Er wäre aber
nicht mehr ausgeloschen, der lichte Punkt an seinem Ende wäre ge—
blieben und rasch gewachsen, und da hätte sich er, der Schaf-Gistel,
gedacht: Schau' du, jetzt hat's den klein' Maxel getroffen.
2. „Wir müssen doch schauen gehen, daß wir was helfen mögen,“
sagte mein Vater. „Helfen willst da?“ versetzte der andere. „Wo
der Donnerkeil dreinfahrt, da rühr' ich keine Hand mehr. Der Mensch
soll unserm herrgott nicht entgegenarbeiten, und wenn der einmal
einen himmelletzer Glitz) aufs haus wirft, so wird er auch wollen,
daß es brennen soll. hernach, mußt wissen, ist so ein Einschlagets
auch gar nicht zu löschen.“ „Deine Dummheit auch nicht,“ rief mein
Hater, und zornig, wie ich ihn noch selten gesehen hatte, schrie er dem
Gistel ins Gesicht: „Du bist blitzdumm!“ LTieß ihn stehen und führte
mich an seiner Hand rasch davon. Wir stiegen ins Engtal hinab und
gingen am Fresenbach entlang, wo wir das Feuer nicht mehr sehen
konnten, sondern nur die Röte in den Wolten. Mein Vater trug
einen Wasserzuber bei sich, und ich riet, daß er denselben gleich an
der Fresen füllen solle. Mein Vater hörte gar nicht drauf, sondern