2687
11. Singt's allem Land, ihr Sänger, des Fürsten That und Wort!
Neigt euer Schwert, ihr Ritter, vor eures Kreises Hort!
Bekränzt des Siegers Schläfe, ihr schönsten deutschen Fraun!
Jauchzt auf, ihr deutschen Herzen, in allen deutschen Gaun! —
12. Viel saft'ge Trauben schwellen ringsher um Worms am Rhein,
„Milch unsrer lieben Frauen,“ so heißt dort jener Wein;
Saugt jene Milch, ihr Greise! sie macht euch wieder zum Kind!
O Herr, gieb unserm Lande viel Milch so süß und lind!
13. Aus Goldgefäßen quoll sie an Maxens Abendtisch,
Gleichwie aus goldnen Eutern, so labend, klar und frisch.
Wie zecht an Maxens Seite der fränl'sche Rittersmann!
Wie wärmend da der Glühborn durch Kunzens Kehle rann!
14. Der Franzmann hob den Becher, begeistert flammt sein Blut:
„Heil Max dir, edler Deutscher, so bieder und so gut!“ —
Hoho!“ rief Kunz halb grimmig, „jetzt bindet mitk mir an,
Wer auf dies Wohl herzinn'ger und besser trinken kann!“
15. Wie Schilde klangen die Humpen zusammen jetzt mit Macht,
Die Blicke blitzten genüber wie Lanzen in der Schlacht.
Wer fiel, wer stand im Wettkampf? Wohl kam es nie ans Licht;
Frug man am Morgen die beiden, sie wußten's selber nicht.
Anastasius Grün.
121. Kaiser Max und Albrecht Dürer.
1. DurchNürnbergs hohe Giebelgassen geht 7. Und einer spricht: „Das ist nicht unser
Ein heller Zug voll Pracht und Herr— Thun,
lichkeit; Kein Edler dienet dem gemeinen Mann!“
Voran zieht Kaiser Max voll Majestät. Doch Max antwortet: „Wohl, so mögt
Die schlanken Ritter bilden sein Geleit. ihr ruhn;
2. Und an bescheidner Pforte klopft er an, Dem edlen Meister dient der Kaiser dann.
Das ist das Haus, wo Albrecht Dürer 8. Von Gottes Quaden des Künstlers
wohnt eist,
Der hochberühmte, demuisvolle Mann, Ichschätze solchen Mann demFürsten gleich;
Der in dem Reich der Kunst ein Kaiser Ihr Thoren, wie vermesset ihr euch dreist!
thront. Die Kunst ist höher als ein weltlich Reich.
z. Sie treten in die heil ge Werkstatt ein, 9. Aus Bauern kann ich stempeln edle
Wo stiller Friede, fromme Andacht webt, . derrn
Nings stehen Bilder auf den Slaffelein. Zum Künstler präget nur der ew' ge Gott!
Worin det Geist des Meisters ewig lebt. Und vor der Schar m e Schwert
und Stern
4. Und vor der See nn er bildend Faßt Maxdie Leiter. Biller sein Spott.
dem Leben und bern Erd' entrückt, 10. Wie stand belchüm hochgeborne
Der Künstler, den zu reicher Schöpferkraft Al 8
s Max am Holze hielt mit fester Hand!
Ein hoch wunderbar Gesicht entzückt. ——
5. Enn nn en Der eben noch in tiefen Träumen stand.
So tief hat ihn ergriffen sein Gebild. 11. jeg hinab und bot d
Der aset schneigen unin Mutensoricht, Er slien hinad und n vernn
Durch das Gemach herrscht Ruhe still und In Einfalt war er sich des Glügs bewußt,
mild. Doch drückte zu Umarmung und zu Kuß
b. Da scheint es Max, die Leiter sei zu Der große Kaiser ihn an seine Brust.
schwank. 12. Und er verlieh ihm vor dem eitlen Kreis
Den Rittern flüstert er: „Auf, angefaßt!“ EinWappen auch zum Zeichen hoher Gunst
Doch keiner stehet dem Befehl zu Dank, Der Ärger machtdie Junker kreideweiß.
Sie bleiben all' in träger, stummer Rast. So ehrle Kaiser Max vor Zeit die Kunst.
Wolfaanaga Müller.