38 Die Griechen.
verzichten, seine Selbständigkeit aber behalten. Herrischer
verfuhr Philipp gegen Theben; die Stadt mußte eine macedonische
Besatzung bei sich ausnehmen und die böotischen Städte aus ihrer
Botmäßigkeit entlassen. Ebenso stellte Philipp im Peloponnes die
Selbständigkeit aller kleinen Staaten und Städte wieder her und
ließ sich endlich auf einer allgemeinen griechischen Versammlung in
Korinth zum unumschränkten Oberseldherrn gegen die
Perser, „die alten Nationalfeinde der Hellenen", ernennen. So
beließ zwar Philipp allen griechischen Staaten volle Selbständigkeit
in der Verwaltung ihrer innern Angelegenheiten, zwang sie aber
doch, ihm bei auswärtigen Unternehmungen unbedingte Heeresfolge
zu leisten, so daß von einer völligen Unabhängigkeit und Freiheit
Griechenlands keine Rede mehr war. In die Heimat zurückgekehrt,
wurde Philipp bald darauf von einem seiner Leibwächter, Pausa-
nias, aus Privatrache ermordet.
IX. Das Weltreich Alexanders des Großen 336—323.
Die Bedeutung Alexanders des Großen 336—323. sSein
Wesens Nach Philipps Tode übernahm sein 20jähriger Sohn
Alexander die Herrschaft über Macedonien. Von Aristoteles,
dem größten Philosophen des Altertums, erzogen, besaß er eine
gründliche hellenische Bildung. Sein ganzer Sinn war auf gro߬
artige Thaten des Krieges und des Friedens gerichtet; Edelmut,
Milde und Leutseligkeit zeichneten ihn in hohem Grade aus. Da-
bei war er den Göttern ganz ergeben; nur vom Jähzorne ließ er
sich allzuleicht zu verbrecherischen Thaten fortreißen, die er später
bereute.
[Seine Bestrebungen.] Wie der Vater, so erstrebte auch
Alexander hauptsächlich dreierlei: 1. die Unterwerfung der bar-
barischen Völker der Balkanhalbinsel, 2. die Herrschaft über
Griechenland und 3. die Gründung eines Weltreichs in Europa,
Asien und Afrika. Der Unterschied zwischen Vater und Sohn be-
stand aber darin, daß dieser alles zu einem glücklichen Ende führte,
was jener geschickt vorbereitet hatte.
Alexanders Siege über die Barbaren der Balkanhalbinsel
336—335. Bevor Alexander an die Hauptaufgabe seines Lebens
ging, die Eroberung Asiens, suchte er erst Macedonien vor den be-
nachbarten Barbaren zu schützen und sich selbst dadurch im Rücken