Full text: Aus dem Reiche neuster Dichtung

Julius Rodenberg 37 
Ach, ich bin müd' von meinem heißen Ringen 
und bin besiegt, denn mich bezwang der Tod; 
so gönn' mir Ruhe nun in deinem Schoße, 
die du jetzt selber liegst in starrer Ruh', — 
nicht fürchte ich, du läßt mich ewig schlafen, 
du hältst auch mir, was du dir selbst versprichst: 
aus deinem Schlaf ein blühendes Erwachen 
und neues Werden und ein neues Sein. 
Julius Rodenberg 
geb. den 26. Juni 1831 in Rodenberg, lebt in Berlin. 
Herbstgefühl. 
Nun, da dir in reifen Farben 
herrlich das Gelände blinkt 
und gebunden schon zu Garben 
hoch im Feld die Ernte winkt, 
da der Abend durchs Gefilde 
dämmrig wandelt, leis und kühl, 
nun genieß es ganz, dies milde, 
wundersame Herbstgefühl — 
dies Empfinden des Gelungnen, 
das kein Zufall mehr zerstört; 
die Gewißheit des Errungnen, 
das dir sicher angehört. 
Seemannsregel. 
1. Da fahr' ich hinaus in die tosende See, 
hinaus in das Donnern und Grollen! 
Es tobt der Wind, und gepeitscht zu Schnee 
die Wogen stoßen und rollen. 
2. Die Planke bebt, und mir bebt das Herz 
vor dem Aufruhr, der uns erfaßte; 
doch meine sechs Leute — sechs Männer von Erz — 
befest'gen das Segel am Maste. 
3. Sie binden es fest — mag die salzige Flut 
auch waschen ihre Teerjacken — 
mag der Wind auch zerren — den ledernen Hut, 
sie tragen ihn tief im Nacken.
	        
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