Full text: Hundertfünfzig vaterländische Gedichte

— 184 — 
Bis ein Diadem dem Kind 
Stolz sich um die Stirne flicht 
Und die Asche weht der Wind 
Seinem Feind in's Angesicht! 
Und am Ostertag beschieden 
Sei ihm Frühling — Freiheit — Frieden! 
Rud. Gottschall 
121. Germania's Friedensruf. 
Auf stolzer Höhe thront Germania, 
Die Krone strahlt, des Sieges Banner wallen — 
Da winkt sie wieder ihren Söhnen allen; 
Die Menge drängt heran von fern und nah. 
„Auf, auf — so ruft sie — legt an's Werk die Hand, 
An's Werk des Friedens — mit des Friedens Waffen! 
An neue Pflichten mahnt das Vaterland; 
Uns darf die Zeit der Ruhe nicht erschlaffen! 
Nützt, was euch die Vergangenheit gelehrt, 
Und haltet fest, was ihr im Kampf gewonnen; 
Baut rustig fort am Bau, den ihr begonnen, 
Und vorwärts sei des Strebens Blick gekehrt! 
Wiegt euch in falsche Sicherheit nicht ein! 
Schlagfertig stehen sollen eure Heere, 
Nicht schlummern darf die treue Wacht am Rhein, 
Geschliffen sei das Schwert und blank die Wehre! 
Wie euch verbrüdert hat des Kriegs Geschick, 
So bleib' es jeht auch in des Friedens Tagen; 
Der Andern Lasten helfe Jeder tragen, 
Und theile gern mit ihnen auch sein Glück; 
Es schopfe jeder Stamm den frischen Saft, 
Der stark ihn macht, aus freiem Einzelleben, 
Bereit doch immer, seine volle Kraft 
Dem Wohl des Ganzen freudig hinzugeben!
	        
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