Full text: Hundertfünfzig vaterländische Gedichte

— 187— 
Mit Beben aber merke 
An deiner Feinde Fall und Noth 
Die Heiligkeit und Stärke, 
Den Ernst des Herren Zebaoth. 
Du brachst gar oft die Treue — 
Nun kehre um von Herzensgrund; 
Mit deinem Gott erneue, 
O deutsches Volk, den Gnadenbund! 
Er kann auch dich zerschellen 
Mit aller deiner Herrlichkeit 
Und im Gericht dich fällen, 
Versäumst du diese Gnadenzeit. 
Drum auf, mein Volk, zum Glauben! 
Erkenne Gottes Ruf und Hand, 
Und laß dir nicht mehr rauben 
Die Krone, o mein Vaterland! 
G. Chr. Dieffenbach. 
124. Zum Friedensfest. 
(18. Juni 1871) 
Nun laßt durch's Land die Friedensglocken schallen 
Vom Rhein zum Belt in feierlichem Chor; 
Nun laßt noch ein Mal die Geschütze knallen, 
Des Kriegs Lebwohl, in's freudetrunk'ne Ohr; 
Nun laßt die Stadt von bunten Flaggen wallen 
Als wogt' im Wind ein munt'rer Tulpenflor; 
Nun laßt die Nacht zum Flammenmeere werden 
Als wär' das Firmament verpflanzt auf Erden! — 
Das war ein Krieg, so freventlich erzwungen, 
Daß nie ein Volk ein reiner Schwert noch zog; 
Das war ein Sieg, so wunderbar gelungen, 
Daß er das kühnste Hoffen überwog; 
Das ist ein Lenz: so süß hat nie gesungen 
Die erste Lerche, die gen Himmel flog; 
Das wird ein Fest, wie nimmer seines Gleichen 
Gefeiert ward im Schatten deutscher Eichen.
	        
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