Full text: Hundertfünfzig vaterländische Gedichte

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5. Die Vorta Westfalira. 
Der Morgen graut; es lüftet sich der Schleier, 
Der dämmernd noch die Erde rings umzieht, 
Im Osten glimmt ein sanftes Rosenfeuer, 
Und dampfend vom Gebirg der Nebel flieht; 
Die Luft wird frischer und der Himmel freier 
Die Wolken zieh'n, vom Morgenroth beglüht; 
Es sterben hin die lehten bleichen Sterne, 
Und duftig taucht herauf die blaue Ferne. 
So liegst du da vor meinen trunknen Blicken 
Im Morgengold, Porta Westfalica, 
Gewaltig Thor, das Felsenflügel schmücken, 
Du Riesenpforte der Germania! 
An dir soll sich mein müdes Herz erquicken, 
Und ob ich Deulschlands schönste Auen sah — 
Hier, wo die Weser braust durch deine Säulen, 
Auf echtem deutschen Boden will ich weilen 
Wohl zieht der Rhein durch goldne Rebenhügel, 
Vom Glanz der Schlösser blinket seine Flut; 
Stolz braust die Donau wie auf Windesflügel, 
Genähret von der Alpen freiem Blut; 
Schön ist die Elbe, wo sie keck den Zügel 
Des Erzgebirges bricht in wilder Wuth; 
Doch preif ich dich, o Weser, und die Quellen, 
Die mitten aus Germaniens Herzen schwellen. 
Nicht bietest du in deinem kies'gen Bette 
Kostbare Perlen, Edelstein und Gold; 
Nicht kränzen Reben deiner Berge Kette, 
Nicht spenden Dichter din des Sanges Sold; 
Doch ewig grünt der Lorbeer jener Stätte, 
Von deinen Adern wild und kühn durchrollt, 
Wo einst die Väter in der Vorzeit Tagen 
Die Hermannsschlacht, die schreckliche, geschlagen. )
	        
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