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Aber ihr Vermuthen war irrig und das satanische Lächeln des
Scharfrichters zu frühe. Plötzlich änderte sich das Gesicht des Türken;
es wird klar und heiter. „Bei dem Barte des Propheten!“ ruft er
aus, „du bist eine grundehrliche Seele! Ein solch treuer Diener seines
Herrn ist mir noch nicht vorgekommen! Schade, daß du kein Türke bist!“
Darauf wandte er sich zu seinen Begleitern, deutete auf de Ruyter
und sagte: „Nehmet euch den Christen zum Vorbild und Muster!“
Zu de Ruyter aber sagte er: „Gib mir deine Hand, Christ, du sollst
von heut an mein Freund sein!“ Darauf warf er einen mit Gold
gefüllten Beutel auf den Ladentisch und sagte: „Es ist, du darfst es
glauben, gerade so viel darin, als du gefordert hast. Gib dem Sklaven
das Tuch! Ich will ein Ehrenkleid daraus machen lassen und, so oft
ich es trage, von deiner Treue erzählen, daß sich die, die es hören,
daran spiegeln.“ Damit drückte er ihm noch einmal die Hand und
entfernte sich.
121. Ein Wort vom alten Blücher.
George Hesekiel.
Zzwisehen Sumpf und Sand. Berlin. 1808. 8. 77.
Sie saßen an Blüchers Tafel und hatten gut gespeist,
da lobten sie unmenschlich des alten Helden Geist
und lobten seine Thaten ganz grob und ungescheit
und meinten, nur er alleine habe das Volk befreit.
Das war dem alten Blücher am Ende außerm Spaß;
er rückte mit dem Stuhle und leerte schnell sein Glas,
dann schrie er: „Donnerwetter! Ihr seid nicht recht gescheit;
ich will's euch besser sagen, wer Land und Volk befreit:
das war der Preußen Tapferkeit,
10. Freund Gneisenaus Besonnenheit,
von mir ein bißchen Verwegenheit
und Gottes große Barmherzigkeit!“
Sie saßen an der Tafel und schauten ängstlich drein,
der Alte aber lachte still in sein Glas hinein.
122. Seid nieht fräge. was ihr thun sollt!
Albrecht Julius Schöser. (Leise verändert.)
Geschichten des Hunsrücker Ehronisten. J. UD. RMonn 1860. S. 44
Uberm Rhein in einem Dörflein im Gebirge liesz ein Bauer
seinen Brunnen vertiefen, denn das Wasser für Haus und 8tall
wollte nicht mehr ausreichen. Das ist eéine getfährliche Arbeit,
da die Tiefen sich nicht selten mit tödlichen Gasen antfüllen.
Durch solche war unser Brunnenmacher etliche Tage an der Fort-
setzung seiner Arbeit gehindert. Da wird's ihm zu lang, und
er will's mit Gewalt zwingen. Wéeil man die verdorbene giftige