Full text: Sammlung deutscher Gedichte

82. Im Vaterland. 
Der Lieder Lust ist mir erwacht! 
Wer hat mir solchen Lenz gebracht? — 
Das Vaterland! 
Fern schweift' ich in der Welt umher 
zum schönen Süden übers Meer; 
doch was ich nirgend wiederfand, 
dein Odem war's, o Vaterland! 
2. Des Südens lichter Wunderglanz 
verdunkelte dem Auge ganz 
das Vaterland. 
Ich glaubt', in solchem Sonnenschein, 
da müßt' ich ewig glücklich sein, 
und vor den trunknen Sinnen schwand 
dein treues Bild, mein Vaterland 
3. Wie singt der Vögel lust'ge Schar 
im Frühling doch so hell und klar 
im Vaterland! 
So singen sie dort draußen nicht; 
da strahlt der Tag zu heiß und licht. 
Drum haben sie sich hergewandt 
zu dir, mein grünes Vaterland. 
¶ Auch ich sang einst aus frischer Brust 
in deines Frühlings milde Lust, 
mein Vaterland! 
Der Süd hat mir kein Lied gebracht; 
an Frühling hab' ich kaum gedacht. 
Ein Zauber hielt mein Herz umspannt; 
du loöstest ihn, o Vaterland! 
t. Ich kehrte heim, ich ward gesund, 
und freu' mich nun aus Herzensgrund 
im Vaterland. 
Gleichwie die Lerche schwingt mein Herz 
sich wieder jubelnd himmelwärts 
und grüßet rings das grüne Land, 
das liebe deutsche Vaterland! 
R.Reinick (1842). 
83. Der kleine Hydriot. 
Ich war ein kleiner Knabe, stand fest kaum auf dem Bein, 
da nahm mich schon mein Vater mit in das Meer hinein 
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