VIII. Loppernicus. IX. Dürer 27
mögen hatte, berührte es mich sehr unangenehm, daß noch keine rich¬
tigere Theorie für die Bewegungen in dem Weltall, das der allerbeste
und allervollkommenste Baumeister für uns erbaut hat, von den Phi¬
losophen aufgestellt sei, welche doch sonst die verhältnismäßig un¬
wichtigsten Dinge so genau erforscht haben. Daher habe ich mich der
Blühe unterzogen, die Schriften aller Philosophen, die ich mir ver¬
schaffen konnte, durchzulesen, um zu erkunden, ob nicht einmal einer
von ihnen die Meinung ausgesprochen hat, daß die Bewegungen der
Himmelskörper andere seien, als die Mathematiker von Fach anneh¬
men. Und öa fanö ich wirklich zunächst bei Cicero, Hicetas1 habe ge¬
meint, öaß öie (Eröe sich bewege. Nachher las ich auch bei plutarch,
öaß noch einige anöere öiefer Meinung gewesen sinö. . . 3nöem ich
hieröurch Anregung erhalten, begann ich selbst, gleichfalls an eine Be¬
wegung öer (Eröe zu öenken. . .
IX. Albrecht Dürer (1471-1528).
1. über seine Lehrzeit in Italien.
a) Rn pirkheimer. Deneöig, 7. Februar 1506.
Ich wollt, öaß Ihr hier zu Deneöig wärt. (Es sinö viel artige
Gesellen unter Öen welschen, öie sich je länger, je mehr zu mir gesellen,
öaß es einem ums herz wohl könnte tveröen: vernünftige (Belehrte,
gute Lautenschläger, Pfeifer, üerstänöige öer Malkunst unö viel eöles
Gemüt, rechte Tugenö von Leuten unö sie tun mir viel Ehr' an unö
Freunöschaft. Dagegen sinö hier auch öie untreuesten, verlogenen, öie-
bischen Bösewichter, öie, wie ich glaube, auf (Eröen leben. . . Buch
sind mir unter Öen Malern viele feinö, öie malen meine Sachen in Öen
Kirchen ab unö wo sie es sonst bekommen können. Dann aber schelten
sie unö sagen, es sei nicht nach antikischer Rrt, öarum sei es nicht gut,
(Bianbellin2 öer hat mich vor vielen gentiluomini gar sehr gelobt. . .
(Er ist sehr alt unö ist noch öer Beste in öer Malerei. . . Unö öas Ding,
das mir vor elf Jahren so wohl hat gefallen, öas gefällt mir jetzt
nicht mehr. Unö wenn ich’s nicht selbst säh', so hätte ich’s keinem
anöeren geglaubt.
b) Rn öenfelben. Deneöig, 13. Oktober 1506.
... Ich bin in zehn Tagen hier fertig. Dann werö' ich gen Bo¬
logna reiten, um öer Kunst willen öer heimlichen 3 Perspektive, öie
mich einer lehren will. Danach will ich mit öem nächsten Boten heim¬
kommen. G wie wirö mich nach öer Sonnen frieren! hier bin ich
ein Herr, öaheim ein Schmarotzer.
1 (Ein Syrakusanischer pylhagoreer des 4. Iahrhunderts.
2 Giovanni Bellini (1428—1516), Gründer der älteren venetianer Malschule,
Lehrer Tizians. 3 V. H. hier: unbekannten.