Gustav Adolfs Page.
Von Conrad Serdinand Meyer.
(Abgedruckt mit Erlauhnis der Erben des Dichters und der Verlagshandlung
aus „Zwei Novellen“ von Conrad Ferdinand Meyer. Vierte Auflage
5 Leipzig 1900. h. Haessel.)
In dem Kontor eines unweit St. Sebald gelegenen
nürembergischen Patrizierhauses saßen sich Vater und
Sohn an einem geräumigen Schreibtische gegenüber, der
10 Abwickelung eines bedeutenden Geschäftes mit gespanntester
Aufmerksamkeit obliegend. Beide, jeder für sich auf
seinem Stücke Papier, summierten sie dieselbe lange Reihe
von Posten, um dann zu wünschbarer Sicherheit die beiden
Ergebnisse zu vergleichen. Der schmächtige Jüngling, der
tb dem Vater aus den Augen geschnitten war, erhob die
spitze Nase zuerst von seinen zierlich geschriebenen Zahlen.
Seine Addition war beendigt, und er wartete auf den
bedächtigern Vater nicht ohne einen Anflug von Selbst—
gefälligkeit in dem schmalen, sorgenhaften Gesichte, als
20 ein Diener eintrat und ein Schreiben in großem Format
mit einem schweren Siegel überreichte. Ein Kornett von
den schwedischen Karabinieren habe es gebracht. Er be—
schaue sich jetzt nebenan den Ratssaal mit den weltbe—
rühmten Schildereien und werde pünktlich in einer Stunde
2b sich wieder einfinden. Der Handelsherr erkannte auf den