Full text: Auswahl patriotischer Prosa aus der Zeit der Erhebung Preußens (1806 - 13) (71/72, [Schülerband])

Predigt Schleiermachers am 28. März 1813. 
und Wissenschaften! Gedenket des großen Beispiels unserer 
mächtigen Verbündeten, gedenket der Spanier und Portu⸗ 
giesen Selbst kleine Völker sind für gleiche Güter gegen 
mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den 70 
Sieg errungen. Erinnert euch an die heldenmütigen Schwei⸗ 
zer und Niederländer! Große Opfer werden von allen 
Ständen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß 
und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. 
Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren 75 
angebornen König als für einen fremden Herrscher, der, wie 
viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte 
Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Ver— 
auen auf Gott, Ausdauer, Mut und der Beistand unserer 
Bundesgenossen werden unseren redlichen Anstrengungen 80 
siegreichen Lohn gewähren. Aber welche Opfer auch von 
einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen 
Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten 
und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preu⸗ 
ßen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entscheidende 85 
Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unab— 
hängigkeit, unseren Wohlstand. Keinen anderen Ausweg 
gibtes als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmwollen 
Üntergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegengehen 
um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche 90 
nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht ver⸗ 
trauen, Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten 
Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren glorreichen 
Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit. 
So der König; und ich enthalte mich billig, lobpreisend 95 
über dies königliche Wort zu reden. Sie ist noch frisch in uns 
allen, die Freude über die Gewißheit des Kampfes, die uns 
dieses Wort gibt, über den edlen und hohen Geist, in dem 
hier ausgesprochen worden, was lange jeder beste im Volke 
gefühlt und gedacht hatte. Und nun, kaum hatten wir diesen 100 
herrlichen Ruf vernommen, so schlug an unser Ohr der Jubel 
iner allen Deutschen teuern und ehrwürdigen Stadt, die zuerst 
bon dem unmittelbaren feindlichen Joche befreit ward; und — 
die Krone von allem — wir sahen unsern teuern König selbst 
unter uns treten, mit einem Gefühl, ja wir dürfen es uns ge— 105 
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