Predigt Schleiermachers am 28. März 1813.
und Wissenschaften! Gedenket des großen Beispiels unserer
mächtigen Verbündeten, gedenket der Spanier und Portu⸗
giesen Selbst kleine Völker sind für gleiche Güter gegen
mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den 70
Sieg errungen. Erinnert euch an die heldenmütigen Schwei⸗
zer und Niederländer! Große Opfer werden von allen
Ständen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß
und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde.
Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren 75
angebornen König als für einen fremden Herrscher, der, wie
viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte
Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Ver—
auen auf Gott, Ausdauer, Mut und der Beistand unserer
Bundesgenossen werden unseren redlichen Anstrengungen 80
siegreichen Lohn gewähren. Aber welche Opfer auch von
einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen
Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten
und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preu⸗
ßen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entscheidende 85
Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unab—
hängigkeit, unseren Wohlstand. Keinen anderen Ausweg
gibtes als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmwollen
Üntergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegengehen
um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche 90
nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht ver⸗
trauen, Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten
Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren glorreichen
Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.
So der König; und ich enthalte mich billig, lobpreisend 95
über dies königliche Wort zu reden. Sie ist noch frisch in uns
allen, die Freude über die Gewißheit des Kampfes, die uns
dieses Wort gibt, über den edlen und hohen Geist, in dem
hier ausgesprochen worden, was lange jeder beste im Volke
gefühlt und gedacht hatte. Und nun, kaum hatten wir diesen 100
herrlichen Ruf vernommen, so schlug an unser Ohr der Jubel
iner allen Deutschen teuern und ehrwürdigen Stadt, die zuerst
bon dem unmittelbaren feindlichen Joche befreit ward; und —
die Krone von allem — wir sahen unsern teuern König selbst
unter uns treten, mit einem Gefühl, ja wir dürfen es uns ge— 105
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