10. Friedrich l, König in Preußen
1 Was doch der neue König prunkt,
Als wär' er schier der Kaiser!
Mit Maß, Herr König! Ei, mich dunkt,
Fein sparen wäre weiser.
Den Vater stellt er auf zu Roß
In Erz dort auf der Brücke;
Der schaut so stolz nach seinem Schloß,
Kost't aber Gold's viel Stücke.
Ein Zeughaus baut er auch fürwahr,
Daran in Stein viel Waffen.
Was soll das für die kleine Schar?
's ist traun ein eitel Schaffen!
Und gar wie für ein Kaisertum
Will er ein Schloß erbauen.
Verschwenden ist kein großer Ruhm,
Laßt, wo das endet, schauen!
Er sollte doch wohl in Berlin
Ein wenig häuslich wohnen,
Der deutsche Kaiser kann zu Wien
In solcher Pracht nicht thronen.
Der König hört es wohl und spricht:
Nicht mir) Für die da kommen —
Ich hatte so ein Traumgesicht —
Hab' ich das Maß genommen.
Otto Friedrich Gruppe.
11. König Friedrich Wilhelm J.
Von allen hohenzollernschen Fürsten ist keiner länger und schwerer verkannt
worden als Friedrich Wilheln J. Während man Friedrich den Großen feierte
und mit seinem Ruhin die Welt erfüllte, vergaß man die seiner Regierungszeit vor⸗
angehende Epoche preußischen Staatslebens, die allerdings da sie ganz der stillen
inneren Arbeit geweiht war, kaum ein glänzendes, in die Augen fallendes Ereignis
aufzuweisen hat Der späten Nachwelt blieb es vorbehalten, dem Verdienste Friedrich
Wilhelms gerecht zu werden, in ihm den schöpferischen Geist zu bewundern, welcher
der preußischen Armee ihre Schulung und ihren Korpsgeist, dem preußischen Be⸗
amtentum seine Pflichttreue und seine Uneigennützigkeit dem ganzen Volke seine
Zucht und seinen Fleiß, dem jungen preußischen Königstaate jene Straffheit,
Spannkraft und Zähigkeit gegeben hat, welche sich uns bis heute mit dem Begriffe
preußisch verbinden. i
Fliedrich Wilhelm wurde am 15. August 1688 geboren, im Todesjahre
seines großen Ahnen. Wirtschaftlichkeit und Vorliebe für den Soldatenstand sind
früh hervortretende Züge in des Prinzen Charakter. Noch sind die Rechnungs—
bücher erhalten, die er in d Jugend mit strengem Sinn für Ordnung geführt
hat! Frühzeitig fesselte den Prinzen Ächtung und Liebe an den zwölf Jahre älteren
Leopold von Auhalt, das Freundschaftsbündnis zwischen beiden löste erst der Tod