fullscreen: Der deutsche Bauer (Heft 3, [Schülerband])

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und Genuß des Grundeigentums, teils in den persönlichen Verhältnissen des 
Candarbelers unserer woß lwollenden Absicht vorzüglich entgegenwirken 
8 12. Mit dem Martinitage (10. Nov.) B10 hört alle Gutsunter 
tänigkeit in unseren sämtlichen Staaten auf. Nach dem Martinitage 1810 
gibtes nur freie Leute, sowie solches auf den Domänen in allen unseren Pro- 
bingen schon der Fall ist, bei denen aber wie sich von selbst versteht, alle Ver— 
bindlichkeiten, die ihnen als freien Leuten vermöge des Besitzes eines 
Grundstückes oder vermöge eines besonderen Vertrages obliegen, in Kraft 
bleiben. 
Immermann: Der westfälische Hofschulze 
Im Hofe zwischen den Scheuern und Wirtschaftsgebäuden stand 
mit aufgekrempten Hemdsärmeln der alte Hofschulze und schaute acht⸗ 
sam in ein Feuer, welches, zwischen Steinen und Kloben am Boden ent⸗ 
zündet, lustig flackerte. Er rückte einen kleinen Amboß, der daneben 
and, zurecht, legte sich Hammer und Zange zum Griffe bereit, prüfte 
die Spitzen einiger großen Radnägel, die er aus dem Bruststücke des vor⸗ 
gebundenen Schurzselles zog, legte die Nägel auf das Bodenbrett des 
Leiterwagens, dessen Rad er ausdessern wollte, und drehte die Stelle des 
Rades, von welcher ein Stück Schiene abgebrochen war, achtsam nach 
oͤben, worauf er durch untergeschobene Steine das Rad in seiner Stellung 
befestigte. 
Nachdem er wieder ein paar Augenblicke in das Feuer gesehen hatte, 
ohne daß seine hellen und scharfen Augen davon zu blinzeln begannen, 
fuhr er rasch mit der Zange hinein, hob das rotglühende Stück Eisen her⸗ 
aus, legte es auf den Amboß, schwang den Hammer darüber, daß die 
Funken sprühten, schlug das noch immer glutrötliche um das Rad, da, 
do die Schiene fehlte, schlug und schweißte es mit zwei gewaltigen 
Schlagen fest und trieb dann die Vägel, welche es in seiner weichen Dehn⸗ 
harken noch immer leicht hindurchließ, an ihre Plätze. 
Einige der stärksten und heftigsten Schläge gaben dem eingefügten 
Stucke das letzte Geschick. Der Schulze stieß mit dem Fuße die vor das 
Rad gelegten Steine hinweg, faßte den Wagen bei der Stange, um das 
geflickte Rad zu prüfen, und zog ihn ungeachtet seiner Schwere ohne An⸗ 
strengung quer über den Hof, so daß die Hühner, Gänse und Enten, 
welche sich ruhig gesonnt hatten, mit großem Ges chrei vor dem rasselnden 
Wagen entflohen und ein paar Schweine aus ihrem eingewühlten Cager 
grunzend auffuhren. 
Zwei Männer, von denen der eine ein Pferdehändler, der andere 
ein Rendant oder Rezeptor war, hatten, unter der großen Linde am 
Tische vor dem Wohnhause sitzend und ihren Trunk verzehrend, der Ar⸗ 
heit des alten, rüstigen Mannes zugesehen. „Das muß wahr sein“, rief 
jetzt der eine, der Pferdehändler, „Ihr hättet einen füchtigen Schmied 
abgegeben, Hofschulze!“ 
Der Hofschulze wusch in einem Stalleimer voll Wasser, welcher 
neben dem kleinen Amboß stand, sich Hände und Gesicht, goß dann
	        
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