Full text: Meisterwerke der komischen Literatur

168 Meisterwerke der komischen Literatur. 
unseren Stuben kleine, glatte Schmeichler; und so gibt denn 
auch unser Hornvieh, weil es in alle Widersprüche abschwä⸗ 
chender Kulur mit einging, einen Saft, von welchem wir 
zwar glauben, er sei das Ergebnis unverstimmter Kräfte, 
welcher aber gleichwohl in seiner süßen Schlaffheit nur die 
herabgekommene Konstitution der zahmen oder Kunstkuh 
amzeigt. Erst wenn diese sogenannte süße, eigentlich aber 
entnerote Milch eine Zeitlang gestanden hat, besinnt sie sich 
wieder auf ihre verscherzte Ürsprünglichkeit, fäührt in Reue 
und Scham zu den klaren Molken und dem gehaltvollen 
Schlipper auseinander, den die Leute in Niedersachsen auch 
wohl Waddicke nennen; und nun, in diesem biederen Zustande 
wird sie von allen reinen Seelen in der holden Einsamkeit 
nes bauerlichen Dungerhoses mit Wollust verschlürft. Aber 
Reue ist keine Unschuld, und unsere Schlippermilch nicht die 
welche auf den Höhen von Apapurincasiquinitschchiquisaqua 
varm von der Kuͤh gezogen wird. — O, tränke wieder jeder 
deutsche Mann seine saure Milch ...“ 
ũid rauchte dazu seine Pfeife Tobak...“, fiel der alte 
Baron mit Wärme ein. 
. ginge dann zwischen Gemüsebeeten auf und nieder 
spazieren!. .“ rief der Freiherr. 
„Und hörte nichts als: „Alle neun!“ oder „Sandhase! 
von der benachbarten Kegelbahn —“ seufzte der alte Baron 
„Dann waäre Germania wahrhaft restauriert!“ schloß der 
Gast mit Emphase. 
Wer um der Götter willen!“ rief ein hagerer Mann, wel 
cher wahrend dieser Gespräche eingetreten wär, „wir erfahren 
sa noch immer das Wort der Wahrheit nicht, wodurch der Ahn 
herr dreihundert Menschen von Leben zum Tode brachte! 
Der Freiherr sah auf seine Uhr und sagte mit dem Tone 
geisiger Werlegenheit, welcher ihm eigen war: „Es möchte 
heute dazu zu spät sein. Auf moͤrgen also, wenn Sie vergönnen“. 
Er ftand auf, nahm seine Kerze und verließ, allen eine gute 
Nacht wünschend, das Zimmer ... 
16. Aus Dĩickens „Martin Chuzzlewĩt“. 
(Deutsch von Julius Seybt.) 
Charles Dickens, genannt Boz, wurde 1812 in Landport bei Portsmouth 
als Sohn eines klleinen Marinebeamten geboren. Er ging in Chatam, 
wohin sein Vater übersiedelte, und dann in London zur Schule. 
Zwischendurch war er, als sein Vater in bedrängten Verhältnissen 
ebte, Ausläufer in einer Wichsefabrik. Nach beendigter Schulzeit 
wurde er Schreiber bei einem Advokaten, dann Zeitungsberichterstatter. 
1836 heiratele er die Tochter des Redakteurs Hogarth und lebte seitdem
	        
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