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Wie sind aus dem Grundstoffe die Dinge entstanden?
Fierbei legte man Wert auf die Gegensätze von
warm und kalt,
Verdünnung und Verdichtung.
Bei Erwärmung entstehe Verdünnung, bei Abkühlung Verdichtung. Man
bekam eine Ahnung von den verschiedenen Aggregatzuständen indem man be⸗
oͤbachtete, daß aus den luftartigen Wolken der flüssige Regen und der harte Hagel,
das fesle Eis sich hildet. Und so nennen denn die einen das Wasser, die anderen
die Luft als den Grundstoff.
Das Verhältnis zwischen Sein und Werden, zwischen rie
und Einzeldingen beherrschle weiterhin das philosophische Denken. 8
raten Männer auf, die es als einen Widerspruch een daß der eine
h zugleich das Seiende, Bleibende und die Ursache des Werdens sein
sollle. Das führte zu zwei einseitigen, sich entgegenstehenden philosophischen
Michtnnen
) Die eine leugnete ein bleibendes Sein und sah nn in dem ewigen
Wer den das Wesen der Dinge („alles fließt“); sie erkannte in der Bewegung
Me bestimmte, wiederkehrende Ordnung, gewissermaßen ein Naturgesetz. Der
Urgrund“ ist nicht mehr ein Stoff, sondern ein Vorgang, ein Prozeß: das
nn Geraklit).
Die andere fragte:
Sind die Sineswahrnehmungen, vor allem der Augen und
Ohren zuperlässig?
Weil sie diese Frage verneinte, leugnete sie das Werden und kannte nur
ein bleibendes Sein.
Zwischen diesen zwei entgegengesetzten Richtungen suchten andere zu ver—
mitteln und fragten:
Wie ist aus dem Sein das Werden zu erklären?
N Die einen machten sich frei von der Einheit des Seins und sprachen
von ciner Vielheit des Seins. Dies führte zu der Lehre von den vier Ele⸗
menten (Erde, Wasser, Luft, Feuer) und zr der Lehre von den Atomen. Das
Entftehen und Vergehen“ wurde nun als „Verbindung und Trennung“ auf⸗
gefaßt. Man fragte:
Wie werden die Elemente bewegt, damit durch Verbindung und
Trennung die Einzeldinge entstehen und vergehen?
Man sprach von einer bewegenden Kraft.
Was ist dies für eine bewegende Kraft?
Anaxagoras antwortete: „die endnrn oder besser „der Denkstoff“,
denn auch diese Vernunft wurde als ein Stoff gedacht.
Daraͤn schlossen sich weitere Fragen:
ist im Menschen der Sitz des Lebens und des Denkens? GBlut,
ehirn.
Ifl die Vielheit des Seienden qualitativ oder quantitativ ver—
schieden? Die Anhänger der Momenlehre sagten: die Atome seien nur quanti⸗
tativ verschieden.
Wie find denn aus den bloß quantitativen Unterschieden der
Atome die qualitativen Unterschiede der Erscheinungswelt entstanden?
Die Pythagoräer knüpften an Heraklit an, der zwar nur ein Werden
gelten ließ und ein bleibendes Sein leugnete, aber von einer Gesetzmäßigkeit
m Ensstehen und Vergehen sprach. Eben diese Gesetzmäßigkeit bezeichneten die
e als das Aeabende Sein, den Urgrund. Sie nannten die Welt
„Srdnung“ Gosmos), nahmen überall die „Harmonie“ wahr und beobachteten
e Regelmäßigkeit im Umschwung der Gestirne. Man sprach von „Perioden“