Full text: Griechische Geschichtsschreiber, Philosophen ... [et cetera] und Römische Schriftsteller in Übersetzungen (Teil 2, [Schülerband])

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Sokrates besaß eine tiefe Frömmigkeit; er glaubte in seinem Innern die 
göttliche Stimme zu hören (man kann fagen, er habe das Gewissen entdeckt). 
Demokrit. 
Der Materialismus Demokrits und der Idealismus Platos stellen den 
äußersten Gegensatz des griechischen Denkens dar. 
Demoktit aus Abdera 160360) ist der größte Naturforscher des Alter⸗ 
tums Er hat die Atomenlehre zum reinsten een ausgebildet es 
eristleren nach ihm nur die Atome und der leere Raum. Durch Verbindung 
lnd Trennung der Atome entstehen alle Einzeldinge. Alles muͤß mechanisch 
i Welse erklärt werden, auch die sinnlichen Wahrnehmungen und das 
enken. 
Sind die Atome unter sich verschieden? nur quantitativ, nicht 
qualitativ. Es gibt gröbere und feinere Atome; die feinsten sind die Feueratome. 
Wer bewegt die Atome? in ihnen ist eine naturnotwendig wirkende 
Kraft der Bewegung. 
Wie entstehen die sinnlichen Wahrnehmungen? wie entsteht unser 
Denken? Auch die sinnlichen Vprn vnnn und das Denken entstehen durch 
mechanische Bewegungen, der Atome. Von den Einzeldingen lösen sich Abbilder 
und berühren Sinne. Unsere Seele besteht aus den feinsten, aus 
Feueratomen, und durch unmittelbarxe Beruührung der feinsten und vollkommensten 
Mome mir der Seele entsteht das Denken. — Die sinnlichen Wahrnehmungen 
find unzuverlässig; nur das reine Denken gibt sichere Erkenntnis. 
Dem entspricht seine Ethik. Auf die Frage: 
Was macht den Menschen glücklich? antwortet er: die Lust. Aber die 
Freuden der Sinne täuschen und bringen nur scheinbare Lust; nur die Freuden 
des Geistes sind wahr, bringen echte Lust und Glückseligkeit. 
Wenn auch die e eg noch so verschieden sind: in den letzten 
Zielen berührt sich Demokrit aufs engste mit Sokrates. 
Plato. 
Der Athener Plato 427 4)) ist der bedeutendste Schüler des Sokrates. 
Zunächst hat er, wie sein Meister, unentwegt gegen die Sophisten gekämpft. 
Er fragte: 
Ist die Tugend lehrbar? 
Was ist Glre higkeirẽ Freundschaft? Tapferkeit? Besonnen— 
heit? Frömmigkeit? 
Wie erreicht man die rechte Stagtskunst und bildet sich zum 
Staalamann aus? nicht durch sophistische Redeübungen, sondern durch wahr⸗ 
haft wissenschaftliche Bildung. 
Die alle Frage: Gibl es gegenüber den wechselnden Dingen ein 
wahres, bleibendes Sein? heantworten er: Ja, die Begriffe enthalten 
das Mleibende Wesen der Dinge, und der Inhalt der Beariffe sind die Ideen, 
die körperlosen, ewigen „Gestalten“. 
Wie vberhalten sich die körperlichen Dinge,der Wahrnehmung 
zu diesen Ideen? sie sind nur uͤnvollkommene, vergängliche Abbilder der Ideen. 
Platos Neuschöpfung ist der Immaterialismus die früheren Philosophen 
dachten, auch wenn sie von Seele und Geist sprachen, an irgend eine Körverlich⸗ 
kell; Plato hat die reine geistige Welt erfunden. 
) Auch hier wird also das Sein und Werden unterschieden: die Atome und der 
leere Raum slnd; aus den Atomen wer den und bergehen durch Verbindung und 
Trennung die Einzeldinge.
	        
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