Full text: Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen

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achtete er zugleich unsäglich die Kraft, die er in den Na¬ 
tionen selbst entfesselt hatte. Der Herr und Übermensch 
ut ihm erhob sich zur stolzesten Nichtachtung der Idee, 
me in den Masseninstinkten lebendig ward. Ideologie 
war ihm die Sehre Kants, die den Menschen zu seiner 
Pflicht rief, Dummheit war ihm jegliche Begeisterung. 
Da kam die Nemesis und schuf ihm den Untergang in 
dieser Begeisterung. Der Sturm, den heldenzeitliche Em¬ 
pfindungen in bem Preußen des Jahres 1813, dem Preu¬ 
ßen Fichtes und Schleiermachers erweckten, und der die 
Väter zum Kampfe für Herd und Familie, die Söhne 
zum Kampfe für Freiheit und Nation wach schüttelte, der 
Sturm, der die verachteten Seelen ber Kleinen und 
schwachen zu wiberstaubsloseu Taten kräftigte, berselße 
Sturm fegte ihn hinweg, ber ihn hatte brauchen wollen 
in seiner Hanb, bie boch bie Hanb nur eines Menschen 
war. Das erhebt bie Geschichte zur Größe einer feierlichen 
Dichtung, baß niemals ber Zufall es ist, ber bie Wunber 
ber Welt werben läßt, baß jebes Geschehen unb jebes Tun 
in sich sein Urteil trägt, baß alle Schulb auf Erben sich 
rächt. 
Das Volk in Preußen hatte sich gegen seinen Unter¬ 
brücker erhoben. 
„Es ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen: 
Es ist ein Kreuzzug, §' ist ein Heilger Krieg!" 
Die ersten Schlachten waren noch einmal für ben 
siegreich, ber ba behauptete: „Der liebe Gott ist immer 
mit ben großen Bataillonen." Aber bei Großgörschen 
hatte er getobt: „Die Tiere haben etwas gelernt!" unb 
bei Bautzen stampfte er ben Boben mit feinem Fuße: 
„Was ? Kein Ergebnis, feine Trophäe, keine Gefangenen 
nach einer solchen Schlächterei?" Diesmal war er boch 
von vornherein nicht stark unb gerüstet genug, ben Gegner 
aus eilten Schlag zu vernichten. So bot er ben Wasfen- 
stillstanb an in einem Augenblick vielleicht, wo eine kräf¬ 
tige Fortsetzung bes Krieges, ein britter Sieg bte Koa¬ 
lition seiner Feinbe zerrissen hätte. Aber biesmal bürste 
er von feinen Truppen nicht bas äußerste verlangen, es 
war bas letzte Heer, bas Frankreich ihm zur Verfügung
	        
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