Full text: Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen

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Sprechen ist wohlfeil; aber thun ist die Sache. Kleine Kinder 
kleine Sorgen; große Kinder, große Sorgen. Mit vielem hält man 
Haus; mit wenigem kommt man aus. 
2. Hoffen und Harren macht manchen zum Narren. Glück und 
Glas, wie bald bricht das. Roter Abend, grauer Morgen bringen einen 
gulen Tag. Mai kühl und naß füllt Keller, Boden und Faß. März— 
ftaub bringt Gras und Laub. Arbeit hat bittre Wurzel, aber süße Frucht. 
Die Zunge hat kein Bein, schlägt aber manchem den Rücken ein. — 
B. 1. Hunde, die viel bellen, beißen nicht. Das Pferd, das den 
Hafer verdient, bekommt ihn nicht. Es müssen starke Beine sein die gute 
Tage tragen wollen. Hüte dich vor den Katzen, die vorne lecken und 
hinten kratzen. 
2. Vo kein Kläger ist, da ist kein Richter. Wo nichts ist, da kommt 
nichts hin. Wo gehauen wird, da fallen Späne. Wo nichts ist, hat 
der Kaiser sein Recht verloren. 
Wenn die Not am größten, ist Gottes Hülfe am nächsten. Wenn 
eine Gans trinkt, trinken sie alle Der Krug geht so lange zu Wasser, 
bis er bricht. Wenn's Kalb ertrunken ist, deckt man den Brunnen zu. 
Wie du grüßest, so danket man. Wie die Alten sungen, so zwit 
schern die Jungen. Je lieber das Kind, desto schärfer die Rute. Je 
größer die Not, desto näher ist Gott. 
Man muß das Eisen schmieden, weil es warm ist. Der Mensch 
ißt, um zu leben; aber er lebt nicht, um zu essen. Wenn ein Blinder 
den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube. Hilf dir selbst, so 
hilft dir Gott. 
3. Wer sucht, der findet. Wer Funken süet, der erntet Flammen. 
Wer viel anfängt, endet wenig. Wer gut futtert, der gut buttert. Wer 
nicht ernähren will die Katzen, muß ernähren Mäuse und Ratzen. Wer 
am Wege bauet, hat viele Meister. Wer bald giebt, giebt doppelt. Wer 
andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Wer den Pfennig nicht ehrt, 
ist des Thalers nicht wert. Wer den Acker pflegt, den pflegt der Acker 
Was lange wahrt, wird gut. Was ein Häkchen werden will, krümmt 
sich bei Zeiten. Was nicht von Herzen kommt, geht nicht zu Herzen 
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Was ich denk' und 
thu', trau' ich andern zu. 
173. Sprüche von Goethe. 
1. Zwischen heut' und morgen liegt eine lange Frist; 
lerne schnell besorgen, da du noch munter bist. 
2. Es ließe sich alles trefflich schlichten, 
könnie man die Sache zweimal verrichten. 
Thue nur das Rechte in deinen Sachen; 
das andere wird sich von selber machen. 
Wohl unglückselig ist der Mann, 
der unterläßt das, was er kann, 
und unterfängt sich, was er nicht versteht; 
kein Wunder, daß er zu Grunde geht. 
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