Full text: Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen

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und feuerte sie unversehens auf den gutmütigen Preußen ab, fehlte 
ihn aber. „Es war gut gezielt,“ sagte dieser, „denn die Kugel pfiff 
mir just am Ohre vorbei, aber böse war es gemeint, und ich kann 
dich deswegen nicht ungestraft lassen. Sieh, diese Flasche ist voll guten 
Waines, und du haͤttest sie ganz bekommen; jetzt aber bekommst du 
sie nur halb.“ Damit that der Preuße einen tüchtigen Trunk aus 
derselben gab sie dann dem Schweden und ging ruhig davon. 
Tiebe it vie der Tau: gie fallt auf Rosen und Nesseln. 
156. General Suwarow. 
Der Mensch mub eine Herrschaft über sieh selber aus— 
üben Lönnen, sonst ist er Lein braver und achtungswũrdiger 
Mensch, und was er einwal für allemal als recht ersennt, das 
ud n, ber viebt einmal für allemal, sondern 
e e aeee General Suwarow, den die Türken und 
Polachen, dio Italiener und die sSebweizer wobl Lennen, der 
idit e ecafes bd btrenges Kommando. Aber was das 
Pebte vwar, er stellte sich unter sein eigenes Kommando, 
6 ee aaderer und vicht der Suwarow selber väre, 
d oe ott dte n seine Adjutanten dies und jenes in 
ie digenen Namen befehlen, vas er alsdann punktlich be 
folgte Lnwal vwar er wütend aufgebracebt über einen dol- 
alen, der im Dienst etwas versebhen hatte, und fing schon 
an, n zu prügeln. Da fabte ein Adjutant das Herz, dachte, 
vohe den Geeral und dem Soldaten einen guten Dienst 
weien, eilte herbei und sagte: „Der Genoral Suwarov hat 
pefollen, man solle sich nie vom Zorn übernebhmen lassen.“ 
Sogleioh ebß Suwarow nach und zagte; „Wenu's der General 
peoblen bat, so muß man geborchen.“ ohann Peler Ropel. 
157. Der Überfall im Wildbad. 
In schönen Sommertagen, wann lau die Aüfte wehn, 
die Walber lustig grünen, die Gärten blühend stehn, 
da m bus Slugarts Thoren ein Held von stolzer Art, 
Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart. 
Mit wenig Edelknechten zieht er ins Land hinaus; 
er lrägt nicht Helm noch Panzer, nicht gehts auf blut'gen Strauß 
ins Wildbad will er reilen, wo heiß ein Quell entspringt, 
der Sieche heilt und kräftigt, der Greise wieder jüngt. 
Zu Hirsau bei dem Abte, da kehrt der Ritter ein, 
und lrintt bei Orgelschalle den kühlen Klosterwein: 
dann gehls durch Tannenwälder ins grüne Thal gesprengt, 
bo durch ihr Felsenbette die Enz sich rauschend drängt. 
Zu Wildbad an dem Markte, da steht ein statklich Haus, 
es hängt daran zum Zeichen ein blanker Spieß heraus 
dort steigt der Graf vom Rosse, dort hält er gute Rast, 
dan Quall besucht er läglich, der ritterliche Gast.
	        
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