Full text: Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen

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Der Herzog von Sachsen-⸗Lauenburg verließ ihn, nur ein treuer Page, 
Leubelfing, bemühte sich, ihm aufzuhelfen; aber die kaiserlichen Reiter 
schossen deide nieder und plünderten den König aus; der Page starb fünf 
Tage nachher an seinen Wunden in Naumburg. Über den Leichnam des 
Königs hin stürzten die schnaubenden Rosse und zertraten mit den Hufen 
den dlen Leib, so daß er ganz entstellt war. Sein zurückkommendes 
blutiges Pferd verkündigte den Seinigen die traurige Botschaft; sie ent⸗ 
flammte in ihrer Brust einen rachedurstigen Zorn, und unter der Anführung 
des Herzogs Bernhard von Weimar, welcher mit heldenmütiger Ent— 
schlossenheit die Scharen von neuem ordnete, drangen sie wieder über die 
Graͤben vor und stürzten die Reihen der Feinde über den Haufen. Diese 
konnten nicht mehr widerstehen; der Generallieutenant Piccolomini bestieg 
schon blutbedeckt das fünfte Pferd, und Pappenheim, der ritterlich gekämpft, 
ar, von einer Kugel tödlich verwundet, gefallen. Flucht und Verwir⸗ 
rung nahm zu. „Die Schlacht ist verloren, der Pappenheimer ist tot, 
die Schweden kommen über uns!“ erscholl es; Wallenstein ließ zum Rüůck⸗ 
zuge blasen. Ein dicker Nebel und die einbrechende Nacht verhinderten 
die Schweden eben so sehr wie ihre eigene Ermüdung am Nachsetzen; sie 
brachten die Nacht auf dem Schlachtfelde zu, und das kaiserliche Geschütz 
blieb in ihren Händen. Wallenftein zog mit den Überbleibseln des Heeres 
nach Boöhinen, obwohl er früher sein Winterlager in Sachsen zu nehmen 
beschlossen hatte. So redete der Erfolg unzweidentig genug für den Sieg 
der Schweden, obgleich Wallenstein die Schlacht für unentschieden ausgab, 
und der Kaiser in allen Städten das Tedeum singen ließ. 
Am solgenden Tage suchten die Schweden den Körper ihres teuren 
Königs unter den Tausenden, die das weite Schlachtfeld deckten; sie fanden 
ihn nackt unter vielen andern, von Blut und Hufschlägen fast unkenntlich 
und mit elf Wunden bedeckt. Er wurde nach Weißenfels gebracht und 
von da durch die Königin Marie Eleonore, welche ihrem Gemahl nach 
Deutschland gefolgt war, nach Stockholm begleitet, wo er beigesetzt wurde. 
Das bluige Koller, welches der König in der Schlacht getragen 
ward dem Kaiser nach Wien gebracht; er soll bei dessen Anblick Thränen 
vergossen haben, durch welche er den gefallenen Gegner und sich selbst 
ehrte. Ferdinands Seele war groß genug, um auch im Feinde die Helden⸗ 
tugend zu bewundern. Kohlrausch. 
251. Deutschland nach dem dreißigjährigen Kriege. 
Als im Jahre 1648 die Friedensdrommeten durch Deutschland 
klangen und das Ende des drelßigjährigen Krieges verkündeten da 
sah s traurig um unser Vaterland aus. Fremde Heerscharen hatten 
die deutschen Lande verwüstet, Spanier, Wallonen, Italiener, Fran— 
zosen, Shweden und Slawen sich in einem dreißigsährigen Kampfe 
duf demschem Boden umhergetummelt, Furchtbar war das Wort 
Faldinande I. zeber äine Wüste als ein Land voll Ketzer!⸗ in 
Erfüllung gegangen. Zwei Dritteile der Bevölkerung waren um— 
gekommen. eene Felder in Asche gelegte Dörfer und Städte, 
serstörle Werkftätten, durch den Krieg verwilderte Menschen — das 
valen dee Bloer des Jammers, die unser Vaterland überall bot.
	        
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