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blondhaarig; aus den grauen Augen, dem breiten Gesicht spricht
Schalkheit und trotzige Derbheit. Er ist stolz auf seine Heimat, seinen
Beruf und selbst aͤuf seine Lebensweise. Nach Bumüller und Schacht.
321. Hans Euler.
Horch, Marthe, draußen pocht es; geh, laß den Mann herein;
es wird ein armer Pilger, der sich verirrte, sein! —
„Grüß Gott, du schmucker Krieger! nimm Platz an unserm Tisch;
das Brot ist weiß und locker, der Trank ist hell und frisch!“
„Es ist nicht Trank, nicht Speise, wonach es not mir thut;
doch, so ihr seid Hans Euler, so will ich euer Blut!
Wißt ihr, vor Monden hab ich euch noch als Feind bedroht;
da hatt ich einen Bruder, den Bruder schlugt ihr tot.
Und als er rang am Boden, da schwur ich es ihm gleich,
daß ich ihn rächen wollte, früh oder spät, an euch!“
„Und hab' ich ihn erschlagen, so war's im rechten Streit,
und koinmt ihr, ihn zu rächen, — wohlan! ich bin bereit!
Doch nicht im Hause kämpf' ich, nicht zwischen Thür und Wand;
im Angesichte dessen, wofür ich stritt und stand
Den Sabel, Maͤrthe, weißt du, womit ich ihn erschlug;
und soll ich nimmer kommen, — Tirol ist groß genug!“
Sie gehen mit einander den nahen Fels hinan;
sein gülden Thor hat eben der Morgen aufgethan;
der Hans voran, der Fremde recht rüstig hinterdrein,
und hoöͤher steigt mit beiden der liebe Sonnenschein.
Nun stehn sie an der Spitze, — da liegt die Apenwelt,
die wunderbare, große, vor ihnen aufgehellt;
gesunkne Nebel zeigen der Thäler reiche Lust,
it Hutten in den Armen, mit Herden an der Brust;
Dazwischen Riesenbäche, darunter Kluft an Kluft,
daneben Wälderkronen, darüber frische Luff?
und sichtbar nicht, doch fühlbar, von Gottes Ruh' umkreist,
in Hutlen und in Herzen der älten Treue Geist.
Das sehn die beiden droben, dem Fremden sinkt die Hand;
Hans aber zeigt hinunter aufs liebe Vaterland.
Fur das hab ich gefochten, dein Bruder hat's bedroht;
für das hab ich gefritten, für das schlug ich ihn tot!“
Der Fremde sieht hinunter, sieht Hansen ins Gesicht;
er will den Arm erheben, den Arm erhebt er nicht:
„Und hast du ihn erschlagen, so war's im rechten Streit;
und willst du mir verzeiden, komm, Hans, ich bin bereit!“ —
Joh. Gabriel Seidl.