I. Abschnitt.
Historisch-politische Geographie.
8. 1. Die ,,Alte Geographie^ hat, wie die Geschichte, ihren
Anfang in der Mythe und ihr Ende am Ausgange des fünften Jahr¬
hunderts zur Zeit des Unterganges des weströmischen Reiches und der
neuen germanischen Staatenbildung. Sic zerfällt in folgende 4 Zeit-
Perioden :
1. die mythische Periode von? — 445 v. Ehr.
(Vom Anfänge der geogr. Kunde bis auf Hcrodot.)
2. Die historische Periode von 445—276 v. Ehr.
(Von Herodot bis Eratosthencs.)
3. Die systematische Periode von 276 v. Ehr. — 161 n. Ehr.
(Von Eratosthencs bis Ptolemäus.)
4. Die geometrische Periode von 161 —500 n. Ehr.
(Von Ptolemäus bis Cosmas Jndopleutes.)
§. 2. Für die erste dieser vier Perioden sind cs besonders die älte¬
sten biblischen Schriften (Pentateuch undJosua), die Gesänge Homer's,
Hesiod's und der cyclischen Dichter, die Schriften der sogenannten joni¬
schen Naturphilosophen und der Topographen, welche den Stand der
jedesmaligen Erdkunde bezeichnen.
Die mosaische Schöpfungsgeschichte nennt vier Hauptströme der
Erde, Pisón, Gihon, Hioekel und Phrat, die ihren gemeinschaftlichen
Ursprung in einem großen Gewässer haben, welches Josephus für das
die Erde umgebende Weltmeer hält. Nach Psalm 24,2. u. Sprichw.
8, 27. wird die Erde vom Meere umflossen und nach Hiob 37, 18. von
einem feststehenden Himmelsgewölbe überdeckt. Aus Jesaias 40, 21.
lässt sich mit Wahrscheinlichkeit entnehmen, dass sich die Juden die Erde
als eine Scheibe dachten, in deren Mitte Jerusalem liege, und aus der
berühmten Stelle im Josua ,,Sonne stehe still" rc. geht hervor, dass sie
glaubten, Sonne, Mond und Sterne kreisen um die Erde. Im 1.
Mos. 10 flndet sich die merkwürdige Völkertafel, nach welcher alle da¬
mals den Juden bekannten Völker von den drei Söhnen Noah's Sem,