Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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schützen, ragen die grünbraunen Strohdächer, die windschiefen kleinen 
Kirchtürme und die sturmzerzausten Bäume fo friedlich und beschränkt 
hervor wie sonst. Heute aber, im wonnigen Gefühle der Heimkehr, 
scheint mir ihr Stillleben einen tiefen und lieblichen Zug zu erhalten, 
und die schimmernde, glatte Wasserfläche mit den flachen Ufern und 
den weißen, braunen und roten Segeln, welche zu vielen Hunderten 
auf ihr hin-⸗ und hergleiten, enthüllt mir mehr als sonst ihren 
malerischen Reiz. 
Je näher wir Hamburg kommen, desto lebendiger wird mein 
Heimatgefühl. Die grünen Höhen zwischen Blankenese und Hamburg 
mit ihren frischen, wohlgepflegten Gärten und leuchtenden, weißen 
Landhäusern sind ja die Stätten der Spiele meiner Kindheit gewesen. 
Dort, zwischen grünen Bäumen, blickt mein Vaterhaus von der 
Höhe herab. Die Worte, mit denen ich es vor zehn Jahren begrüßte, 
treten wieder vor meine Seele: 
„Umrankt von Rosen auf der Höhe steht 
mein Vaterhaus, hoch überm breiten Strome, 
darüber hin der Westwind brausend weht, 
und graue Wolken ziehn am Himmelsdome. 
Weit, über Wiesengrün und Wogenbraus 
und Hügelketten schweift der Blick hinaus 
und zieht mit Segeln, welche fröhlich schwellen, 
in ferne Länder über blaue Wellen.“ 
Wie klopft mein Herzl Am Geländer der Terrasse über dem 
steilen Abhange stehen meine Lieben. Sie haben uns exkannt. Sie 
wehen mit weißen Tüchern, und wir erwidern ihre Grüße vom höchsten 
Schiffsbord. Aber es war nur das erste, flüchtige Willkommen aus 
der Ferne. Rasch gleiten wir vorüber. Hoch und majestätisch steigen 
die schlanken, prächtigen Kirchtürme meiner Vaterstadt vor uns auf. 
Keine Stadt der Welt besitzt so viele hochragende Türme wie sie. 
Fast eine halbe Stunde fahren wir in den Schiffsstraßen des 
Hamburger Hafens entlang, bis wir am fernsten Quai anlegen. 
Hier steht mein Vater, hier teht mein Bruder. Rasche Pferde tragen 
uns nach dem Landhause hinaus. Um uns und in uns st alles Licht 
und Sonnenschein. Karl Woermann. 
154. Meeresstille und glückliche Fahrt. 
Tiefe Stille herrscht im Wasser, 
ohne Regung ruht das Meer, 
und bekümmert sieht der Schiffer 
glatte Fläche ringsumher.
	        
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