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nur daß er künftig nicht mehr singe
und um den Morgenschlaf ihn bringe.
Johann verspricht's, läuft hoch erfreut
mit seinen Talern heim und scheut
vo wie Diebesaugen aller Blicke,
ist ganz betäubt von seinem Glücke;
er zählt und küßt sogar sein Geld
und wähnt sich nun den Glücklichsten der Welt.
Unm seinen lieben Schatz zu hüten
so und schnöden Dieben Trotz zu bieten,
verwahrt er ihn bei Tag und Nacht
in einem wohlbeschlagnen Kasten.
Doch so auch kann er noch nicht rasten,
weil ihm jetzt alles Argwohn macht.
eb Sobald sich nur der Haushund regt,
sobald der Kater sich bewegt,
springt er erschrocken auf und glaubt,
man hab' ihn wirklich schon beraubt.
Er sieht zuletzt, je mehr er spart,
daß Sorge sich mit Reichtum paart,
sieht alle Ruhe, alle Freuden
sich unbarmherzig von ihm scheiden;
ihm schmeckt kein Essen, schmeckt kein Trank,
und Seufzer hört man statt Gesang.
Zuletzt erwacht sein vor'ger Sinn;
schnell läuft er zu dem Nachbar hin
und spricht: „Herr, lehrt mich bessre Sachen,
als statt des Singens Geld bewachen!
Nehmt Eure Taler wieder hin
eo und laßt mir meinen frohen Sinn!
Mag, wer da will, Euch Euer Geld beneiden,
ich tausche nicht mit Euren Freuden.
Mir ward statt Gold und Goldesklang
ein froher Sinn und froher Sang.
6 Was ich gewesen, werd' ich wieder:
Johann, der muntre Seifensieder.“
Friedrich v. Hagedorn.
In bekannter Vearbeitung.)
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