Full text: [Teil 2 = (Quinta), [Schülerband]] (Teil 2 = (Quinta), [Schülerband])

A. Alte Sage und Geschichte. J. Griechische Sagen. 
Als am nächsten Morgen ein den Argonauten günstiger 
Wind wehte, schlugen einige vor, denselben zu benutzen und 
nieht auf des Herkules Rückkehr zu warten, andere aber wider- 
setzten sich diesem Vorschlage. Da tauchte aus den schäumen- 
den Fluten der Meergott hbervor und sprach: „Begehret niehbt 
wider des Zeus Willen, den gewaltigen Herkules mit euch in das 
Land des Metes z2u führen; iumn sind von Zeus ganz andere Ar- 
beiten zu verrichten bestimmt.“ 
Da die Helden das hörten, fuhren sie von dannen; Herkules 
aber ging, wohin ihn die Bestimmung des Zeus rief. 
Darauf gelangten die Argonauten zu dem Lande des Königs 
Phineus. Dieser hatte einst die ibm von den Göttern ver- 
liebene Gabe der Weissagung missbraucht. Dafür hatten ihn die 
Götter nicht nur mit Blindheit gestraft, sondern sie sendeten 
aueh jedesmal, wenn er essen vollte, die Harpyien, grälsliehe 
Võgel, die ihm die Speise vor dem Munde raubsen. 
Es war dem Könige aber die Weissagung geworden, dals 
einst griechische Helden auf einem kunstvoll gezimmerten Schiffe 
kommen und ihn von seiner Qual befreien würden. Als er daher 
von der Landung der Argonauten hörte, liess er sich zu ihnen 
bringen. Bis auf die Knochen abgemagert, war er anzuschauen 
wie ein Schatten, seine Glieder atterten, und ein Stab unter- 
stũtaæte seine schwankenden Dritte, als er sich Hülfe flehend den 
Griechen nãherte. 
Diese erbarmten sich seines Schicksals und versprachen, ihm 
zu helfen. Sogleich liessen sie ihm ein kräftiges Mabl zubereiten; 
als er aber essen vwollte, erschienen wieder die grässlichen Har- 
pyien. Zwei der Griechen griffen sie mit gezüoktem Schwerte 
an und verfolgten sie. Aber die Götterbotin Iris trat ihnen ent- 
gegen und sprach: „Nicht ist es erlaubt, die Harpyien des Zeus 
mit dem Schwerte zu fällen. Doch schwöre ieb euch bei den 
Gõttern, dass sie den König nicht mehr beunrubigen sollen.“ 
Als darauf dem Könige ein neues Mahl zubéreitet ward und 
er anfing zu essen, erschienen in der That die Harpyien nicht 
wieder, und zum ersten Male seit Jahren labte sich der König 
wieder an Speise und Trank. 
Zum Danke teilte König Phineus den Argonauten mit, was 
ihnen auf dem Wege nach Kolebis noch begegnen würde, und 
gab ihnen guten Rat, wie sie den Gefahren entgehen könnten. 
So erzahlte er ihnen auch von den Symplegaden. Das 
wvaren zwei Pelsen am Eingange in das schwarze Meer, die, von 
den Wellen getrieben, sich hin und her bewegten und bald zu— 
sammenschlugen, bald auseinander gingen. Ihr huls reichte nicht 
bis auf den Grund des Meeres, und doch hatte kein Schiff ver- 
mocht, zwischen ihnen hindurchzufahren; alle waren von ihnen 
zerdrũckt worden. 
Der König Phineus riet den Argonauten, eine Taube vorber- 
zuschicken. Wenn diese glücklich Rindurchflöge, so möchten sie 
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