A. Alte Sage und Geschichte. J. Griechische Sagen.
Als am nächsten Morgen ein den Argonauten günstiger
Wind wehte, schlugen einige vor, denselben zu benutzen und
nieht auf des Herkules Rückkehr zu warten, andere aber wider-
setzten sich diesem Vorschlage. Da tauchte aus den schäumen-
den Fluten der Meergott hbervor und sprach: „Begehret niehbt
wider des Zeus Willen, den gewaltigen Herkules mit euch in das
Land des Metes z2u führen; iumn sind von Zeus ganz andere Ar-
beiten zu verrichten bestimmt.“
Da die Helden das hörten, fuhren sie von dannen; Herkules
aber ging, wohin ihn die Bestimmung des Zeus rief.
Darauf gelangten die Argonauten zu dem Lande des Königs
Phineus. Dieser hatte einst die ibm von den Göttern ver-
liebene Gabe der Weissagung missbraucht. Dafür hatten ihn die
Götter nicht nur mit Blindheit gestraft, sondern sie sendeten
aueh jedesmal, wenn er essen vollte, die Harpyien, grälsliehe
Võgel, die ihm die Speise vor dem Munde raubsen.
Es war dem Könige aber die Weissagung geworden, dals
einst griechische Helden auf einem kunstvoll gezimmerten Schiffe
kommen und ihn von seiner Qual befreien würden. Als er daher
von der Landung der Argonauten hörte, liess er sich zu ihnen
bringen. Bis auf die Knochen abgemagert, war er anzuschauen
wie ein Schatten, seine Glieder atterten, und ein Stab unter-
stũtaæte seine schwankenden Dritte, als er sich Hülfe flehend den
Griechen nãherte.
Diese erbarmten sich seines Schicksals und versprachen, ihm
zu helfen. Sogleich liessen sie ihm ein kräftiges Mabl zubereiten;
als er aber essen vwollte, erschienen wieder die grässlichen Har-
pyien. Zwei der Griechen griffen sie mit gezüoktem Schwerte
an und verfolgten sie. Aber die Götterbotin Iris trat ihnen ent-
gegen und sprach: „Nicht ist es erlaubt, die Harpyien des Zeus
mit dem Schwerte zu fällen. Doch schwöre ieb euch bei den
Gõttern, dass sie den König nicht mehr beunrubigen sollen.“
Als darauf dem Könige ein neues Mahl zubéreitet ward und
er anfing zu essen, erschienen in der That die Harpyien nicht
wieder, und zum ersten Male seit Jahren labte sich der König
wieder an Speise und Trank.
Zum Danke teilte König Phineus den Argonauten mit, was
ihnen auf dem Wege nach Kolebis noch begegnen würde, und
gab ihnen guten Rat, wie sie den Gefahren entgehen könnten.
So erzahlte er ihnen auch von den Symplegaden. Das
wvaren zwei Pelsen am Eingange in das schwarze Meer, die, von
den Wellen getrieben, sich hin und her bewegten und bald zu—
sammenschlugen, bald auseinander gingen. Ihr huls reichte nicht
bis auf den Grund des Meeres, und doch hatte kein Schiff ver-
mocht, zwischen ihnen hindurchzufahren; alle waren von ihnen
zerdrũckt worden.
Der König Phineus riet den Argonauten, eine Taube vorber-
zuschicken. Wenn diese glücklich Rindurchflöge, so möchten sie
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