Full text: Mit 3 Holzschnitten (Bd. 2, [Schülerband])

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ganzen weiten Raum des Hauses nimmt er ein, ernst und 
feierlich schauet das alte Holzwerk und die dicken Balken 
auf uns herab. Alles ist hier gewaltig schwer gebaut, auch 
Tisch und Bank und Schrank — es soll ja für Jahr— 
hunderte halten. Aber fröhlicher Sonnenschein strahlt durch 
die zahlreichen Fenster in das Innere des Raumes, und 
wohin die Strahlen fallen, gaukeln bunte Bilder auf dem 
Fußboden und Gerät. Das sind die zahlreichen farbigen 
Wappenschilder, welche in die Scheiben der Fenster ein 
gebrannt sind und die den Stolz der Amtsmitglieder oder 
vornehmen Schenkgeber bilden. Und während wir träumend 
nachsinnen, nehmen die Wappenbilder und Namen wieder 
Gestalt an und eine fröhliche Gesellschaft füllt den Saal. 
Eine Hochzeit wird gefeiert. Die Tochter eines reichen 
Amtsmitgliedes hat dem Sohne aus edler Patrizierfamilie 
die Hand gereicht, und das Amt hat sein möglichstes ge— 
than, die hohe Ehre anzuerkennen in der fast erdrückenden 
Pracht des Festes und dem überreichen Mahle, auf welches 
die Geladenen unermüdliche Angriffe machen. Wieder fällt 
uns hier das Tile Brandis'sche Tagebuch ein, das von 
einer ganz gewöhnlichen Zusammenkunft erzählt: „Sondach 
nha Peter und Paull (1541) theden de Knokenhauwer 
van 8. Andres scharne in Jochim Brandiss huss Wy 
hadden thom besten 50 gulden, gulden malek 9 gros., 
drunken 10 vadt Beer midt fruen undt Rindern.“ 
Fast dreihundert Jahre, bis in die traurige Zeit der 
westfälischen Regierung, blieb das Gebäude seiner ursprüng— 
lichen Bestimmung erhalten. Durch die westfälische Re— 
gierung wurden jedoch die Ämter und Gilden aufgehoben 
und ihr Eigentum eingezogen. So wurde auch das Amts— 
haus der Knochenhauer auf dem großen Markte der Ver— 
äußerung oder besser gesagt der Verschleuderung preis 
gegeben. Zu 900 Thlr. war das allerdings schon schad— 
haft gewordene Gebäude taxiert, aber trotzdem fand sich in den 
beiden ersten am 26. März und 7. August 1808 abgehaltenen 
Terminen kein Käufer. Erst am 21 November wurde der 
Verkauf abgeschlossen, und das Gebäude ging mit einer 
Kaufsumme von 1310 Thaler an einen andern Eigentümer 
über. Zugleich wurde auch ein zu dem Amte gehörendes
	        
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