nterthanen entgegenzunehmen geruhte, der sich auch
eute wieder fröhlich aufthun sollle, ach, der ist starr und
stumm geworden! Gestern noch so rot — heute schon
tot. — Wie herrlich leuchtet uns die Natur in ihrem
Maikleide; allein die schönste Blume ist über Nacht ver—
welkt“ —
Diese niederschmetternde Nachricht hätte der Prinzeß
Therese, die sich zu Lina immer am meisten hingezogen
fühlte, fast das Herz abgedrückt. Sie war vor Schreck
geradezu wie versteinert Nächst ihr empfand der kleine
edle Prinz, welcher damals den Fähnrich so wacker gespielt,
das Leid am tiefsten. Es war ihm wie der Prinzeß
unfaßbar. Lina Birkenbach, diese lustige Maid, war tote
Sollte nicht mehr mit ihnen singen und spielen unter den
herrlichen Eichenhallen drobend — Tot im sonnigen
Mail? — Das war eine unsäglich schmerzhafte Trübung
der Maiwonne
Tief bekümmert fragte die Königin, wodurch denn
der bittere Tod so jäh herbeigeführt worden sei? Darauf
exzählte der Lehrer Lina Birkenbach habe in dem großen
Eifer, der über alles geliebten Königsfamilie Freude
über Freude bereiten zu können, ihr Schlafkämmerlein zu
einem wirklichen Treibhause umgewandelt. Die seltensten
Blumen aus den Wäldern und Feldern von nah und fern
habe sie darin gezogen und gepflegt. Ihre größte Sorge
sei indes immer die von der Köoͤnigin geschenkte kostbare
Myrte gewesen, welche die ihr gewidmete Pflege denn
auch stets durch das frischeste Wachstum gelohnt habe.
In der letzten Nacht nun möchten die Blumen alle
wohl so stark ein- und ausgeatmet haben, daß die in
dem engen Kämmerlein vorhandene Lebensluft aufgezehrt
worden — und Lina im Schlafe der Atem stehen ge—
blieben sei
„Das herrliche Kind!“ rief jetzt die Königin voll
großer Wehmut aus. Also ist es seiner Liebe und Treue
zum Opfer gefallen! — O, das soll dem Engel unvergessen
bleiben!“ Diese Versicherung, der Verblichenen ein unaus
löschliches Andenken zu bewahren, sprach auch aus den
thränenumflorten Augen der Königskiunder
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