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51. Germania auf der Wacht.
Die Mitternachtsstunde erdröhnt vom Turm
Und zerreißt der Vollmondnacht Schweigen.
Das leise Firpen der Heimchen verstummt
Und der Grillen trauliches Schweigen.
Es wachen auf im deutschesten Strom
Die Wellen, die friedlich schon schliefen.
Ein Rauschen schwillt auf bis zum himmelsdom
Aus seinen blaugrünen Tiefen.
Und es steigt aus ihnen der Rhein hervor,
Von seinen Töchtern umgeben,
Die eine schimmernde Krone empor
Zum Niederwald⸗Denkmal heben.
Und laut ruft der Rhein: „Germania,
Noch fehlt kein Stein im Geschmeide;
Auf, wappne dich, deine Stunde ist da,
Nun zieh das Schwert aus der Scheide!
VNoch fehlt keine Perle im Kronreif mir;
Doch soll ich, wie stets, an dich glauben,
So lasse aus meines Hauptes Zier
Nicht eine einz'ge mir rauben!“
Germania hört es, ihr Streitruf klingt
In Deutschlands Gauen und Festen.
Die Wacht am Rhein in die Ohren dringt
Den Feinden im Osten und Westen.
Beruhigt um seiner Krone Pracht,
Steigt wieder der Rhein zum Grunde.
Germania aber hält treu die Wacht
Am Rheine Stunde um Stunde.
Johanna Weiskirch.
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32. An Wilhelm den Siegreichen.
Drei Großmächte fallen über uns her, —
Und wenn die Welt voll Teufel wär,
Der Deutsche steht fest wie ein Felsen im Meer.
Auch hat das Gesindel aus aller Welt
Den Krieg uns erklärt und uns angebellt, —
Was macht es, wenn Gott nur zu uns hält!
Ein Weltkrieg ohnegleichen brach an.
Der Kaiser im Feld, und drauf und dran!
Schon sinken die Feinde Mann für Mann.