fullscreen: Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 1)

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kam es zu einem gewaltigen Blutbad, und Thlodowechs Heer war nahe 
daran, völlig vernichtet zu werden. RIs er das sah, erhob er seine Rügen 
zum Himmel, sein herz wurde gerührt, seine Rügen füllten sich mit Tränen, 
und er sprach: „Jesus (Ehrist, dhrotochilöe sagt, du seiest der Sohn des 
lebendigen Gottes, Hilfe sollst du den Bedrängten, Sieg denen geben, die 
auf dich hoffen, — ich flehe dich demütig an um deinen mächtigen Bei¬ 
stand. Gewährst du mir jetzt den Sieg über diese meine Heinde, und erfahre 
ich so jene Macht, die das Volk, das deinem Hamen sich weiht, an dir 
erprobt zu haben rühmt, so will ich an dich glauben und mich taufen 
lassen auf deinen Hamen. Denn ich habe meine Götter angerufen, aber 
sie haben mich, wie ich erfahren, verlassen mit ihrer Hilfe. Ich meine 
daher, ohnmächtig sind sie, da sie denen nicht helfen, die ihnen «dienen. 
Dich nun rufe ich an, und ich verlange, an dich zu glauben. Hur entreiße 
mich erst aus der Hand meiner Widersacher." 
Und da er solches sprach, wandten die RIemannen sich und fingen an 
zu fliehen. RIs sie aber ihren König getötet sahen, unterwarfen sie sich 
(Ehlodowech und sprachen: ,,£ajj, wir bitten dich, nicht noch mehr des 
Volks umkommen; wir sind ja dein." 
Da tat er dem Kampfe (Einhalt, brachte das Volk in seine Gewalt 
und kehrte in Frieden heim. Der Königin aber erzählte er, wie er Christi 
Hamen angerufen und so den Sieg gewonnen habe. Das geschah im fünf¬ 
zehnten Jahr seiner Regierung. 
Darauf ließ die Königin heimlich den Bischof von Rheims, den heiligen 
Remigius, rufen und bat ihn, er möchte das Wort des Heils dem Könige 
zu herzen führen. Der Bischof aber beschied ihn im geheimen zu sich und 
fing an, ihm anzuliegen, er solle an den wahren Gott, den Schöpfer 
Himmels und der Lrde, glauben und den Götzen den Rücken wenden, die 
weder ihm noch anderen helfen könnten. 
Jener aber sprach: ,,Gern höre ich dich, heiligster Vater, aber eins 
macht mir noch Bedenken: das Volk, das mir folgt, duldet nicht, daß ich 
seine Götter verlasse. Doch ich gehe und spreche mit ihm nach deinem 
wort." 
RIs er darauf mit den Seinigen zusammentrat, rief alles Volk zur 
selben Zeit, noch ehe er den Mund auftat, denn die göttliche Macht kam 
ihm zuvor: ,,Wir verlassen die sterblichen Götter, gnädiger König, und 
sind bereit, zu folgen dem unsterblichen Gott, den Remigius predigt!" 
Solches wurde dem Bischof gemeldet, und er befahl hocherfreut, das 
Taufbad zu bereiten. Mit bunten Decken wurden nun die Straßen behängt, 
mit weißen Vorhängen die Kirchen geschmückt, das Taufbecken in Ordnung 
gebracht, Wohlgerüche verbreiteten sich, es schimmerten hell die duftenden 
Kerzen, und der ganze: Tempel um das Taufbecken wurde von einem himmli¬ 
schen Wohlgeruch erfüllt, und solche Gnade ließ Gott denen zuteil werden, 
die damals gegenwärtig waren, daß sie meinten, sie seien in die Wohl- 
gerüche des Paradieses versetzt. Zuerst verlangte der König, vom Bischof 
getauft zu werden. (Er ging, ein neuer Konstantin, zum Taufbade hin, 
sich rein zu waschen von dem alten Russatz und sich von den schmutzigen 
Flecken, die er von alters her gehabt, im frischen Wasser zu reinigen. 
RIs er aber zur Taufe hintrat, redete ihn der heilige Gottes mit 
beredtem Munde also an: ,,Beuge deinen Hacken, Sigamber, verehre, was 
du verfolgtest, verfolge, was du verehrtest!"
	        
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