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1. SchU$wi0-I)olTtein$ EandTcbaftsbild. von ©uitav faUre.
Meerumschlungen. Herausgeg. von Richard Dohse. Hamburg 1907. 8. 10.
Schleswig-Holstein ist wohl ein Bauernland, bis hart ans Meer hinan,
dem noch mancher Fuß neuen Landes abgerungen wird, soviel es
auch immer wieder davon verschluckt; ein Bauernland mit seinen weiten,
grasreichen, feuchten Marschen im Westen, wo die breiten Gräben das
Wasser aufnehmen und den Springstock im Gebrauch erhalten, und wo
die glänzenden Rinder hinter den schützenden Deichen sich und den Stolz
ihrer behäbigen Besitzer nähren und mehren; ein Bauernland mit dem
weiten, hügeligen, sonnigen Geestgelände, wo Heide und Wald mit reicher
gesegneter Feldwirtschaft wechseln, bis an die blaue Ostsee hinan, die
mit ihren breiten, schönen Föhrden tief ins Land hineingreift. So sehr
auch dem verbindenden Schienenstrang die rastlose, immer auf Eroberungen
ausgehende Industrie gefolgt ist und weiter folgt, und wie sehr auch an
den Küsten Handel und Schiffahrt, Hand in Hand gehend, gedeihen —
jede Wanderung, jede Fahrt aufs Land zeigt: hier ist der Bauer König.
Er repräsentiert die Kraft und den Stolz des Landes. Und wahrlich,
ob wir vor dem ernsten, schweren Bild eines stattlichen Marschhofes auf
wipselüberrauschter Wurt stehen, oder einen reichen und heiteren Hof des
Ostens vor uns sehen: wir empfinden Respekt vor^ dieser angesammelten
Kraft und können den Bauernstolz, wenn er nicht in Dünkel ausartet,
nicht schelten.
Was ist der Bauer für ein Mann! Ganz aus ein treues Bündnis
mit der Natur angewiesen, ihr, unser aller Mutter, am nächsten stehend,
sieht er sich doch oft plötzlich von ihr verlassen, sieht ihre Kräfte gegen sich
gerichtet und muß sich in einem wunderlichen Kampf mit seiner besten
Freundin, oft unterliegend, zuletzt doch immer als Herr zu behaupten
wissen. Früh muß er auf den Beinen sein, früh in der Jahreszeit, früh
in der Tageszeit. Säen und Ernten, jedes erfordert seine lange vor¬
bereitende und nachschaffende Arbeit, und dazwischen liegt die Zeit des
Wartens und Höffens und Zagens. Wind und Wetter kann der Bauer
nicht machen. Die reifende Sonne, der vernichtende Hagel, beides kommt
von oben, wo er seine Hand nicht mehr hat, als nur, wenn er sie
bittend oder klagend erhebt. Denn in unmittelbarem Verkehr mit der
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