Full text: [[Band 2] = Mittlere Classen, [Schülerband]] ([Band 2] = Mittlere Classen, [Schülerband])

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eine außerordentliche Schwärze ausgezeichnet sind, geben dem süd¬ 
lichen Himmel eine eigentümliche Physiognomie. Dieses Schau¬ 
spiel setzt selbst die Einbildungskraft derjenigen in Bewegung, welche, 
ohne Unterricht in den höhern Wissenschaften, das Himmelsgewölbe 
gern betrachten, wie man eine schöne Landschaft oder eine majestä¬ 
tische Aussicht bewundert. Man hat nicht nöthig, Botaniker zu 
sein, um die heiße Zone bei dem bloßen Anblicke der Vegetation 
zu erkennen; ohne Kentnis in der Astronomie erlangt zu haben, 
ohne mit den Himmelskarten vertraut zu sein, fühlt man, daß 
man nicht in Europa ist, wenn man das ungeheure Stern¬ 
bild des Schiffs oder die phosphorescierenden Wolken Magellan's 
am Horizont aufsteigen sieht. Die Erde und der Himmel, alles 
nimmt in der Aequinoctialgegeüd einen exotischen Charakter an. 
Die niedern Gegenden der Luft waren seit einigen Tagen nut 
Dämpfen angeschwängert. Wir sahen erst in der Nacht vom 4. 
zum 5. Juli, im 16. Grad der Breite, das Kreuz des Südens 
zum ersten Mal deutlich; es war stark geneigt und erschien von 
Zeit zu Zeit zwischen Wolken, deren Mittelpunkt, von dem Wetter¬ 
leuchten gefurcht, ein silberfarbenes Licht zurückwarf. Wenn es 
einem Reifenden erlaubt ist, von seinen persönlichen Rührungen zu 
reden, so setze ich hinzu, daß ich in dieser Nacht einen der Träume 
meiner ersten Jugend in Erfüllung gehen sah. 
Die Befriedigung, welche wir bei der Entdeckung dieses Kreuzes 
des Südens empfanden, wurde lebhaft von denjenigen Personen der 
Schiffsmannschaft geteilt, welche die Colonien bewohnt hatten. In 
der Einsamkeit der Meere grüßt man einen Stern wie einen Freund, 
von dem man lange Zeit getrennt war. Bei den Portugiesen und 
Spaniern scheinen noch besondere Gründe dieses Interesse zu ver¬ 
mehren: ein religiöses Gefühl macht ihnen ein Sternbild lieb, dessen 
Form ihnen das Zeichen des Glaubens ins Gedächtnis ruft, welches 
von ihren Voreltern in den Wüsten der neuen Welt aufgepflanzt 
wurde. 
Da die beiden großen Sterne, welche die Spitze und den Fuß 
des Kreuzes bezeichnen, ungefähr die nämliche gerade Aufsteigung 
haben, so muß das Sternbild in dem Augenblick, wo es durch den 
Meridian geht, beinahe senkrecht stehen. Diesen Umstand kennen 
alle Völker, welche jenseit des Wendekreises oder in der südlichen 
Hemisphäre wohnen. Man hat beobachtet, um welche Zeit in der 
Nacht, in verschiedenen Jahreszeiten, das Kreuz im Süden gerade 
oder geneigt ist. Es ist dieß eine Uhr, welche ziemlich regelmäßig, 
nahezu um 4 Minuten täglich, vorrückt, und kein anderes Sternbild 
bietet bei dem bloßen Anblick eine so leicht anzustellende Beobachtung der
	        
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