Full text: Geschichte der Neuzeit vom Westfälischen Frieden bis in die Gegenwart (Teil 3, [Schülerband])

Zä 
welche durch Ernst und Würde („Grandezza“ 1) gekennzeichnet 
war, wurde an allen Höfen nachgeahmt. 
Ser Aber das stolze Reich litt an schweren inneren Gebrechen. 
° Die Spanier entwöhnten sich der Arbeit und wollten als Offiziere 
oder Beamte in den unterworfenen Ländern ein glanzvolles 
Leben führen. So verfiel Handel und Gewerbe im Lande und 
trotz aller amerikanischen Silberschätze gab es fast immer Mangel 
Philipps an barem Geld. Dies wurde verschlimmert durch die Pläne 
An Philipps IL., der nicht nur Spanien die Vormacht in Europa erhalten, 
sondern auch dem Katholizismus wieder die Alleinherrschaft 
zurückgewinnen wollte. Dadurch geriet er in Gegnerschaft zu den 
meisten Staaten Mittel- und West-Europas. Dazu kam der Neid 
auf die gewaltige Kolonial- und Handelsmacht Spaniens, mit dem 
seit dem Jahre 1580, nach dem Erlöschen des dortigen Königs- 
Vereinigung hauses, Portugal vereinigt war. Es mußte zu einem großen 
Portugals Kriege gegen das übermächtige Reich kommen: das Zeichen dazu 
mit Spanien . ; % 
(1580). gaben die Unruhen in den Niederlanden. 
Der Abfall der Niederlande, Diese waren ein dicht bevölkertes 
Gebiet, voll von reichen Städten mit lebhafter Industrie und 
Zustand der B]iühendem Handel; Antwerpen war der Haupthafen des nörd- 
SEE ya Europa. Zähe hielten sie an ihren altererbten Sonderrechten 
fest, nach denen sowohl der Adel als das reiche Bürgertum einen 
sehr bedeutenden Einfluß auf die Verwaltung hatte. Nun verbreitete 
sich in den Niederlanden, namentlich im nördlichen, rein deutschen 
Teil der reformierte Glaube. Philipp aber wollte unumschränkt 
regieren und dem Katholizismus die Alleinherrschaft sichern. Gegen 
Der Geunsen- seine Versuche, diese Absichten durchzuführen, bildete der Adel 
ge den Bund der „Geusen“?). Das Volk erhob sich aber in einem 
sturm. wüsten „Kirchensturm“ und plünderte die Kirchen und Klöster 
des Landes (1566). 
Alba in den Obwohl dieser Aufstand unterdrückt wurde, sandte Philipp 
Dede. den strengen Herzog von Alba mit einer Armee nach den Nieder- 
” landen. Viele Tausende flohen vor seiner Ankunft und brachten ihre 
Kenntnisse und Geschicklichkeit ins Ausland, namentlich nach 
1) Eigentlich „Größe“; die spanische Form „Grandeza“ ist durch die 
italienische „Grandezza“ verdrängt worden. 
2) Aus dem französischen „Gueux“ = Bettler; so wurde der einheimische 
Adel von einem spanischen Statthaltereibeamten genannt. Die Unzufriedenen 
nahmen .dann das Schimpfwort als Ehrennamen an,
	        
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