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Die freie Konkurrenz ist für die Unternehmer nicht immer günstig, weil sie häufig Über-
produktion und Wirtschaftskrisen im Gefolge hat. Sie schließen sich daher zu U n t ern e h m e r-
verb än den zusammen und regeln durch Vereinbarungen den Umfang der Produktion,
den Preis und Absatz der Produkte einheitlich innerhalb des Verbandes. Diese Verbände!)
haben auch auf die Volkswirtschaft wohltätigen Einfluß, sichern sie doch die Stetigkeit
der Produktion und damit den Arbeitern dauernde Beschäftigung. Anderseits werden ie aber
zur wirtschaftlichen Gefahr. Denn da sie die Konkurrenz ausschalten, wird die Preisbesstimmung
eine willkürliche und die Arbeitslöhne werden gedrückt.
c) Groß- und Kleinbetrieb. Während die Unternehmungsformen die
wirtschaftliche Seite der Betriebsformen zum Ausdruck bringen, so tritt die
t e ch n i sch e in der Unterscheidung zwischen Klein- und Großbetrieben in die Erscheinung.
Wer nur für lokalen Bedarf und festen Absat, mit Werkzeugen und geringer Arbeits-
zerlegung, ohne Spekulation bei Cin- und Verkauf, mit bloß geringer Kapitalskrast und
selber mitarbeitend produziert, hat einen Kleinbetrieb. Wo das Gegenteil zutrifft (also:
großes Betriebskapital, regelmäßiger Absat auf dem Weltmarkte, Spekulation bei Cin-
und Verkauf, umfangreiche Betriebsanlagen, weitgehende Arbeitszerlegung, die Maschine
vollführt die Hauptarbeit, der Unternehmer ist nicht mehr selber Arbeiter, sondern leistet
bloß in der Leitung des Unternehmens kaufmännische Arbeit, er steht hoch über seinen
Lohnarbeitern), da sprechen wir vom Großbetrieb. Die moderne Volkswirtschaft ist durch
das rasche Zunehmen des letteren gekennzeichnet. Jene werden im gefahrvollen Kon-
kurrenzkampfe durch den Staat gestützt. Am deutlichsten tritt der große Unterschied durch
eine Gegenüberhaltung der „Fabrik“ und des „Handwerks“ zutage.
q) Die Berufsbildung,. die. gefellschaftliche Arbeits-
t e il un g. Wir haben oben gesehen, wie mit dem Wachsen des Austausches auch Fülle
und Arten der Erzeugnisse zunehmen, die ihrerseits wieder zur Bildung mannigfacher
Berufe führen, so daß die menschliche Gesellschast eine immer buntere wird. Die öster-
reichische Berufszählung (1900) hat 182 Berufsarten unterschieden, die in 30 Gruppen
und vier Klassen vereinigt sind:
1. Land- und Forsstwirtschast samt Nebennutzuungen; 2. Industrie; 3. Handel und
Verkehr; 4. öffentlicher und Militärdienst, freie Berufe (z. B. Ärzte, Künstler) und Berufs-
lose (Rentner, Pensionisten, Studierende) (vgl. Qub. Nr. 25 u. 26).
In den großen gewerblichen Betrieben ist die Arbeitsteilung?) am weitesten
durchgeführt.
Die Berufsbildung kann sich aber auch als g e o g r a p h i \ < abgegrenzte herausbilden,
die gewissen Gegenden, ja ganzen Staaten einen Stempel aufdrückt: wir sprechen von
A grar-Jndustrie-, Han delssta aten. Zu ersteren gehört auch die Monarchie.
Es ist eine wichtige Aufgabe des Staates, die Gegensätee, die zwischen den einzelnen Berufs-
interessen bestehen, zu überbrücken. Besonders schroff stehen Landwirtschaft und Industrie ein-
ander gegenüber. Und doch sind die Gegensäte nur eingebildete, denn beide ergänzen ja ein-
ander, bedürfen eine der anderen; denn es lebt einer vom andern!
1) Während im „Kartell“ die Teilunternehmungen selbständig bleiben, verschmelzen sie im
„Trust“ zu einer neuen Aktiengesellschaft. Diese Form der Unternehmerverbände hat sich
vornehmlich in der Union entwickelt. (Eisen, Petroleum.) ~ ?) Der Landschu ster verfertigt
allein den ganzen Schuh; der st ä d t i s < e Meister kauft schon die Schuhoberteile und fertigt
den Schuh dann aus. In einer S < u h m a n u f a k t u r sind 16 Kategorien von Teilarbeitern,
inder Sch u h f a b r i k gar 96 tätig. „Da gibt es bei der Bearbeitung der Absätze allein virtuose
Spezialisten als Absataufdrücker, -stifter, -fräser, -glaser, -frontausschneider, -abnehmer."