— 112 —
Forderungen auf, Noch gab es in Rom damals keine geschriebenen
Gesetze, bei Streitigkeiten wurde nach dem gebräuchlichen
Rechte geurteilt, das aber von den patrizischen Beamten oft
willkürlich und zu Ungunsten der Plebejer ausgelegt wurde.
Nach langem Widerstreben mußten die Patrizier um 450 die Auf-
zeichnung des Rechtes zugeben (vergl. Drakon, S. 60). Es wurden
Decemviri, zu diesem Zwecke 10 Männer. (Decemviri) aus beiden Ständen
450 v. Chr. it unumschränkter Gewalt ausgestattet; sie ließen die Gesetze
auf 10 Kupfertafeln eingraben, die auf dem Markte vorne an der
Rednerbühne befestigt wurden. Im nächsten Jahre wurden noch
Zwölftafei- 2 Tafeln hinzugefügt. Diese Zwölftafelgesetze. bilden die
gesetze. Grundlage des römischen Rechtes,
Die Dezemvirn des zweiten Jahres mißbrauchten angeblich ihre große
Sewalt wie Tyrannen. So wollte, wie erzählt wird, der herrschsüchtige
Appius Patrizier Appius Claudius die edle Virginia, die Tochter eines
Claudius angesehenen Plebejerführers und Braut eines früheren Volkstribunen,
in seinem Übermut zur Sklavin machen, aber der Vater tötete sie vor
dem Volke, um sie vor der Schande zu bewahren. Die Erbitterung
führte zu einer zweiten Auswanderung der Plebejer, worauf
die Absetzung der Dezemvirn und die Herstellung der früheren
Verhältnisse erfolgte.
Gleichberechtigung. Die Streitigkeiten in Rom aber endeten
damit nicht, die Tribunen erstrebten die volle Gleichberechtigung der
Plebs. Etwa 100 Jahre später, 20 Jahre nach dem gallischen Unglück,
Zutritt der setzten es die Plebejer nach harten Kämpfen durch, daß stets einer
am der Konsuln aus ihrem Stand gewählt werden solle (Gesetz der
366 v. Chr. Volkstribunen Licinius Stolo und Sextius Lateranus). Bald
darnach bekamen die Plebejer auch zu den andern Ämtern Zutritt,
sie konnten nun auch Richter (Prätoren) und Zensoren werden.
Diese hatten das Vermögen der Bürger abzuschätzen und sie
danach in die Zenturien einzureihen, nach welchen abgestimmt
wurde, ferner die Senatoren zu ernennen und die Finanzen zu ver-
reehteunE walten. Um das Jahr 300 v. Chr. sind die Plebejer in Rom mit den
300 v. Chr. Patriziern gleichberechtigte Bürger. Der innere Friede machte die
Herren von Mittelitalien nun so stark, daß sie noch weit
mächtigere Feinde als früher überwinden konnten.
Unterwerfung Süditaliens (Griechen und Römer).
Streit mit Tarent. Mit den zahlreichen alten Griechen-
kolonien in Süditalien waren die Römer bisher zumeist in Freund-
schaft gestanden, so auch mit der reichen Kaufmannsstadt Tar ent.