Full text: Geschichte des Alterthums (Theil 1, [Schülerband])

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Er tödtete im Walde von Neméa einen gewaltigen Löwen, der große 
Verheerungen anrichtete und mit dessen undurchdringlicher Haut er sich be- 
kleidete. - Er erlegte im Sumpfe von Lerna bei Argos eine neunköpfige 
Schlange (Hydra), welcher für jeden abgeschlagenen Kopf zwei andere nach- 
wuchsen, und tauchte seine Pfeile in das gistige Blut derselben. –~ Er fing 
eine der Artemis geweihte Hirschkuh, welche goldene Geweihe und eherne 
Füße hatte, und brachte sie lebend nach Mycenä. ~ Er trieb den Eber, 
der die Gegend um den Berg Erymänthus in Arcadien weithin verwüstete, 
in den Schnee, fesselte ihn und brachte ihn so vor Eurÿhsth eu s, welcher beim 
Anblick des Unthiers vor Entsetzen in ein Fass kroch. ~ Er reinigte den 
Stall des Königs Augias von Elis, in welchem 3000 Rinder standen und 
der seit vielen Jahren nicht mehr gesäubert worden war, indem er zwei 
Flüsse hindurchleitete. – Er erschoss die Stymphaliden, Vögel, die am See 
Stymphälis in Arcadien hausten und ihre ehernen Federn wie Pfeile ab- 
schnellen konnten. – Er fing den wüthenden Stier, der auf der Insel Creta 
unsägliche Verwüstungen anrichtete, und brachte ihn geknebelt vor Eury- 
stheus, welcher das gefährliche Thier wieder in Freiheit setzen ließ. – Er 
überwältigte die wilden Rosse des Königs Dio médes von Thracien, welche 
mit Menschenfleisch gefüttert wurden, warf ihnen den grausamen König zum 
Fraße vor und brachte sie vor Eurystheus, der sie in die Wildnisse am 
Berge Olympus treiben ließ. ~ Er besiegte die an der Küste des Pontus 
wohnenden kriegerischen Amazöónen und überbrachte das kostbare Wehr- 
gehenke ihrer getödteten Königin Hipp öl y te dem Eurysstheus. – Er raubte 
die Rinder des in Spanien herrschenden Riesen Gerÿones und trieb sie, 
nachdem er den dreiköpfigen und sechsarmigen Cigenthümer getödtet hatte, 
über Italien nach Argolis. Unterwegs errichtete er am Eingange des Mittel- 
meeres die beiden Säulen des Heracles. ~ Er holte die goldenen Äpfel 
der Hesperiden, aus dem fernsten Abendlande. Unschlüssig über den dahin 
einzuschlagenden Weg, kam Heracles nach Libyen, wo er den Riesen An- 
täus , der von seiner Mutter, der Erde, bei jeder Berührung neue Kräfte 
empfing, in der Luft erdrückte. Von Libyen zog Heracles nach dem Kaükasus 
und befreite dort den an einen Felsen geschmiedeten Prométheus, welchem, 
dafür, dass er einst den Menschen das himmlische Feuer gebracht hatte, ein 
Geier an der Leber fraß, von tausendjähriger Qual. Zum Lohne für die 
Befreiung, wies Prométheus dem Heracles den Weg nach den Hesperiden. 
Der Titan Atlas, welcher das Himmelsgewölbe trug (§ 4), brachte dem 
Heracles die goldenen Äpfel, wollte aber diesem, der sich in der Zwischenzeit 
die ungeheure Last aufgebürdet hatte, dieselbe nicht mehr abnehmen. Nur 
mit dem listigen Vorwande, dass er sich ein Kisssen unterlegen wolle, brachte 
ihn Heracles dazu, sich das Himmelsgewölbe neuerdings aufzuladen. – Er 
entführte aus der Unterwelt den dreiköpfigen Höllenhund C érberus (Ker- 
beros) und brachte ihn gefesselt vor Eurystheus und sodann wieder in den 
Tärtarus zurück. Das Ungeheuer empfand vor dem Strahl der Sonne solchen 
Abscheu, dass es aus allen drei Rachen Geifer spie, dem die Giftpflanze 
Aconitum (Eisenhut) entsvrosste
	        
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